Bischöfe richten sich am Aschermittwoch ermutigend an Gläubige

Beginn der Fastenzeit

Einige deutsche Bischöfe haben sich zum Beginn der Fastenzeit an die Gläubigen gerichtet. Der Paderborner Erzbischof Udo Markus Bentz etwa sieht im Verzicht einen Weg zur Freiheit. Auch im Umgang mit Nachrichten und digitalen Reizen.

Ein Geistlicher streut Asche auf das Haupt einer Teilnehmerin beim Gottesdienst zu Aschermittwoch / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Ein Geistlicher streut Asche auf das Haupt einer Teilnehmerin beim Gottesdienst zu Aschermittwoch / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Fasten ist laut dem Paderborner Erzbischof Udo Markus Bentz ein Weg zu neuer Freiheit. "Die durch Verzicht wiedergewonnene Freiheit macht unser Leben reicher", sagte Bentz laut einer Mitteilung des Erzbistums in seiner Predigt am Aschermittwoch.

Erzbischof Udo Markus Bentz / © Harald Oppitz (KNA)
Erzbischof Udo Markus Bentz / © Harald Oppitz ( KNA )

Die derzeitige US-Regierung pflege die Methode der politischen Reizüberflutung, die viele Menschen durch immer neue Nachrichten und Entscheidungen überfordere. Auch in den Medien, vor allem in Social-Media-Kanälen, sei vielfach eine "Flut an Banalität und Müll" zu beobachten. Da bekomme das Fasten einen sehr konkreten Anknüpfungspunkt für das eigene Leben: "Wie viel und welche Qualität an Information und Unterhaltung will ich an mich heranlassen? Wie kann ich bewusst gegensteuern und einen anderen Akzent setzen?", fragte der Erzbischof.

Bischof Krämer: Kunst muss kritisch sein

Nach Ansicht des Rottenburger Bischofs Klaus Krämer muss Kunst kritisch sein - auch gegenüber der Kirche. "Es ist ein Wesensmerkmal von guter Kunst, auch kritisch zu sein gegenüber jedermann - auch gegenüber Kirche, Glaube und Religion", sagte Krämer in Stuttgart und fügte hinzu: "Das müssen wir aushalten als Kirche und es tut uns gut, wenn uns immer wieder auch der Spiegel vorgehalten wird - und dieses Aushalten-Müssen gilt für alle Teile unserer Gesellschaft!"

Kunst könne soziale Milieus überschreiten und Menschen zusammenzuführen, die sich sonst nur wenig zu sagen hätten, sagte der Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart in seiner Predigt zum "Aschermittwoch der Künstler" laut Manuskript. "Kunst kann so eine kritische Zeitgenossin sein, die nicht immer bequem und gefällig auftritt, aber doch zu denken gibt - gerade dort, wo sie aneckt."

Warnung vor Umbau der Gesellschaft

Darum könne es "ein Neutralitätsgebot für die Kunst nicht geben", betonte Krämer. Dies werde "zu Unrecht von denen eingefordert, die sich in ihren Positionen hinterfragt und kritisiert sehen". Solche Kräfte wollten "lieber Freiheitsräume beschneiden und öffentliche Mittel für unbequeme Positionen streichen". Das aber wäre "ein Umbau unserer Gesellschaft, den wir nicht einfach so hinnehmen können", betonte Krämer. "Gute und authentische Kunst wird sich niemals für politische Interessen instrumentalisieren lassen", sagte der 61-jährige Bischof, ohne konkreter zu werden.

Klaus Krämer, Bischof von Rottenburg-Stuttgart. / © Daniela Reske (KNA)
Klaus Krämer, Bischof von Rottenburg-Stuttgart. / © Daniela Reske ( KNA )

Die Verfassung garantiere die Religionsfreiheit und auch die Kunstfreiheit aus gutem Grund. Der Mensch brauche geschützte Räume, in denen er sich frei entfalten könne. Dazu gehöre aber immer auch "der Respekt vor dem Anderen und der Respekt vor dem Anders-Sein des Anderen". Diese Kultur der Freiheit mache den innersten Kern der freiheitlichen-demokratischen Rechts- und Gesellschaftsordnung aus. "Sie zu schützen und zu verteidigen haben wir allen Grund - und leider auch Anlass genug", sagte Krämer.

Visionäre Kraft gegen Hoffnungslosigkeit

Kunst müsse "zweckfrei bleiben, um das leisten zu können, was nur gute Kunst vermag: den Blick zu öffnen für eine neue Sicht auf die Wirklichkeit". In Kunst und Religion stecke eine "visionäre Kraft", weil beide auf den Sinn der menschlichen Existenz verwiesen, sagte Krämer. "Diese Dimension der Kunst kommt gerade in unserer Zeit, in der viele Menschen die Hoffnung zu verlieren scheinen, eine ganz besondere Bedeutung zu."

Bischof Meier mahnt Gläubige zum Auszug aus dem Schneckenhaus

Der Augsburger Bischof Bertram Meier sprach sich gegen das Einigeln aus. "Je mehr wir es wagen, unsere selbstgebauten Schneckenhäuser zu verlassen, aus uns selbst herauszugehen und uns Gott und den Menschen in Zuneigung auszusetzen, umso mehr lassen wir jetzt schon den Tod hinter uns", sagte Meier laut Manuskript am Aschermittwoch im Augsburger Dom. Denn die Menschen seien mitten im Leben vom Tod umfangen. "Mitten im Leben klopfen Vorboten des Todes an: Kinder gehen aus dem Haus. Die Pensionierung steht an. Krankheiten schwächen. Die Kraft der Augen lässt nach. Die Haare werden weniger und grau. Die Zähne fallen aus."

Bertram Meier, Bischof von Augsburg / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Bertram Meier, Bischof von Augsburg / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Meier ergänzte im Hinblick auf Aschermittwoch: "Womit uns der Alltag konfrontiert, das bekommt heute eine liturgische Form. Die Kirche sagt uns auf den Kopf zu: 'Bedenke Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehren wirst.'" Diese Ansage sei heilsam. Sie erinnere an das Verhältnis des Menschen zu Gott. "Die Freude an Gott, der meine Kraft ist, der mich persönlich gerufen hat, kann wie ein loderndes Feuer sein. Wie stark brennt es noch? Habe ich vielleicht zu wenig dafür getan, dieses Feuer wach zu halten? Oder habe ich zugelassen, dass Menschen und Ereignisse es zudecken oder gar austreten konnten?"

"Die Waffe des Lebens ist die Liebe"

Jesus habe das Leben gewonnen im Tod am Kreuz, fügte der Bischof hinzu. "Er hat sein Leben verströmt und so unserem kleinen und großen Sterben den tödlichen Stachel gezogen. Seitdem das Kreuz auf Golgotha aufgerichtet wurde, hat Gott der Welt gezeigt: Der Zweikampf zwischen Leben und Tod ist aus. Der Tod ist verschlungen vom Leben. Die Waffe des Lebens ist die Liebe." 

Meier appellierte sodann an die Gläubigen: "Lasst euch mit Gott und den Menschen versöhnen" und "Lasst euch ein auf das Grundgesetz der Liebe, die stärker ist als der Tod". Denn es gelte: "Nicht nur: Mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen. Sondern auch: Mitten im Tod sind wir vom Leben umfangen."

Münchner Generalvikar Klingan: Zusammenhalt muss gestärkt werden

Der Münchner Generalvikar Christoph Klingan hat angesichts zunehmender Polarisierungen dazu aufgerufen, stärker das Verbindende zu suchen. Es gehe "vielleicht mehr denn je darum, den Zusammenhalt zu stärken", sagte Klingan laut Predigtmanuskript am Mittwoch im Freisinger Dom beim "Aschermittwoch der Künstlerinnen und Künstler". Der Stellvertreter des Erzbischofs von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, hatte die Feier des Gottesdienstes für diesen übernommen, da sein Chef nach einer Armverletzung vorerst keine Termine wahrnehmen kann.

 Christoph Klingan
 / © Robert Kiderle (KNA)
Christoph Klingan / © Robert Kiderle ( KNA )

Voraussetzung für einen stärkeren Zusammenhalt ist nach Ansicht von Klingan die Bereitschaft, "sich selbst nicht absolut zu setzen, sondern offen zu sein für das große Ganze und um die eigene Begrenztheit zu wissen". Eine solche Haltung drücke sich im Zeichen des Aschenkreuzes aus. Dieses mache "auf seine ganz eigene Weise deutlich: Wir Menschen sitzen alle im selben Boot, wir sind miteinander verbunden, leben nicht auf isolierten Inseln." Klingan warnte zugleich vor "den sogenannten sozialen Blasen", in denen viele oftmals ähnlich Gesinnte sich heutzutage aufhielten. Für "das wahre Menschsein" brauche es immer den "Blick darüber hinaus".

Innerer Kompass nötig

Wer bereit sei, über den eigenen Tellerrand hinauszublicken, brauche aber zugleich einen klaren inneren Kompass, so Klingan. Das christliche Menschbild könne dabei richtungsweisend und prägend sein für ein Denken, Reden und Handeln, das den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Verbundenheit stärkten.

Das Leitthema "Zusammenhalt" sollte die Bodenskulptur "Schwarzbild" der Münchner Künstlerin Susanne Wagner veranschaulichen. Sie verwob dafür 230 bemalte Keramikmodule zu einem raumgreifenden Geflecht. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst durch das Vokalensemble Cantores Freising unter der Leitung von Matthias Egger. Es erklang Musik von Knut Nystedt, Arvo Pärt und Orlando di Lasso. Die Schauspielerin Pauline Fusban und der Schauspieler Martin Pfisterer lasen aus biblischen und literarischen Werken.

Mit dem Aschermittwoch beginnt die 40-tägige Fastenzeit. In dieser Zeit der Umkehr und Buße bereiten sich die Gläubigen auf das Osterfest vor. Zu den Gottesdiensten an diesem Tag gehört der Ritus der Aschenauflegung. Die Geistlichen zeichnen den Gläubigen ein Kreuz aus Asche auf die Stirn und sprechen dabei einen Vers aus dem Buch Genesis: "Bedenke Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst" oder aus dem Markus-Evangelium: "Kehrt um und glaubt an das Evangelium."

Aschermittwoch

Am Aschermittwoch beginnt die 40-tägige Fastenzeit vor Ostern. Seit Ende des 11. Jahrhunderts gibt es die Tradition, sich an diesem Tag in Gottesdiensten ein Aschenkreuz auf die Stirn zeichnen zu lassen. Die aus gesegneten Palmzweigen vom Vorjahr gewonnene Asche gilt als Symbol der Trauer und Buße.

Aschermittwoch (Symbolbild) / © vetre (shutterstock)
Quelle:
KNA