Donal McKeown

Bischof von Derry
Bischof Donal McKeown (Diocese of Derry)

Dass ein katholischer Bischof in Nordirland Deutsch spricht, ist ungewöhnlich; erst recht mit hessischem Akzent. Doch genau das trifft auf Donal McKeown, den Bischof von Derry, zu. Seine Jahre in Deutschland in den 1970er-Jahren prägen ihn bis heute und geben ihm eine besondere Sicht auf die Unterschiede zwischen der Kirche in Irland und Deutschland.

Anfang der 1970er Jahre lebte McKeown in Dieburg in Hessen, wo er Englisch unterrichtete. Anschließend arbeitete er als Nordirland-Korrespondent für die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA). Damals befand sich Nordirland mitten im jungen Konflikt der "Troubles", und McKeown sollte einem deutschen Publikum die komplexen religiösen und gesellschaftlichen Spannungen erklären.

McKeown betont, dass die katholische Kirche in Irland sehr viel örtlicher und persönlicher organisiert ist als in Deutschland. "Bischöfe sind ziemlich nahbar bei uns", sagt er im DOMRADIO. In Irland, besonders im Norden, war die katholische Kirche lange Minderheit. Die Pfarrei war identitätsstiftend, oft auch Schutzraum. Das stärkte die Bindung vor Ort, brachte aber auch blinde Flecken mit sich: Kritik an der Kirche wurde lange vermieden.

Das Bistum Derry ist besonders: Es liegt teilweise in Nordirland, teilweise in der Republik Irland. Damit lebt McKeown mit zwei Währungen, zwei Schulsystemen – und einer Grenze, die zwar nah ist, aber im Alltag kaum eine Rolle spielt.

Kirchlich ist es noch komplexer. Die Bischöfe Nordirlands gehören zur irischen Bischofskonferenz in Dublin. Politisch aber arbeiten sie mit Behörden in Belfast zusammen. McKeown plädiert daher manchmal für eine Art Sub-Bischofskonferenz für Nordirland, um Themen wie Schule oder Politik besser koordinieren zu können.

Seit dem Karfreitagsabkommen 1998 sind die Grenzkontrollen Geschichte. Doch der Brexit hat neue Spannungen gebracht. Zwar steht es Derry insgesamt gut, doch politische Interessen auf Makroebene beeinflussen Konflikte auf der Straße, so McKeown.

Irland hat den Missbrauchsskandal früher und schmerzhafter erlebt als Deutschland. Bereits Anfang der 1990er wurde McKeown mit Fällen konfrontiert, die ihn erschütterten. In der Republik Irland war die Kirche lange eng mit dem Staat verbunden; im Norden eher abgeschottet in einer Minderheitenrolle. Diese Unterschiede prägten auch den Umgang mit Missbrauchsfällen.

Trotz allem sieht McKeown Fortschritte: Die irische Kirche sei heute freier, weniger machtverbunden und orientiere sich stärker an der Zukunft als an vergangenen Strukturen. Die Finanzierung erfolgt ohne Kirchensteuer ausschließlich über Spenden – auch das stärkt die Unabhängigkeit.

Stand:
Quelle:
DR

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