Polnischer Bischof warnt Papst vor deutschen Kirchenreformen

"Extrem inakzeptabel und unkatholisch"

In scharfer Form hat der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Stanislaw Gadecki, bei Papst Franziskus gegen den Reformprozess Synodaler Weg in Deutschland protestiert. Kritik äußert er nicht zum ersten Mal.

Erzbischof Stanislaw Gadecki / © Romano Siciliani (KNA)
Erzbischof Stanislaw Gadecki / © Romano Siciliani ( KNA )

In einem am Mittwoch veröffentlichten Brief an Franziskus vom 9. Oktober bezeichnet er mehrere Beschlüsse des Synodalen Wegs als "extrem inakzeptabel und unkatholisch". Gadecki wendet sich vor diesem Hintergrund gegen Überlegungen, dass nationale Bischofskonferenzen oder kontinentale Bischofsversammlungen künftig über Fragen der katholischen Lehre entscheiden könnten.

Genderdebatte: Änderung der Namen im Taufregister

Der Erzbischof von Posen (Poznan) zählt seit langem zu den wichtigen ausländischen Kritikern der deutschen Reforminitiative. Konkret verurteilt Gadecki in dem Brief an den Papst unter anderem Pläne, dass transgeschlechtliche Gläubige im Taufregister ihren Namen und das eingetragene Geschlecht ändern dürfen. Kritik übt er auch an den vom Synodalen Weg unterstützten Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare.

"Linksliberale Ideologien" statt Evangelium

Die Kirchenreformer in Deutschland schämten sich offenbar so sehr für die Fehler der Bischöfe im Umgang mit sexuellem Missbrauch, dass sie eine "moralische und rechtliche Revolution" in der Weltkirche vollbringen wollten, schreibt Gadecki. Es sehe so aus, dass diese Revolution eher von "linksliberalen Ideologien inspiriert ist" als vom Evangelium. Mit Besorgnis und Traurigkeit wolle er den Papst auf die Entscheidungen des deutschen Synodalen Wegs aufmerksam machen. Er vertraue darauf, dass die Kirchenlehre unversehrt bleibe, so der Erzbischof.

Katholische Kirche in Polen

Die römisch-katholische Kirche hat in Polen traditionell viel Einfluss. Das hat auch historische Gründe:

Spätestens seit Ende des 18. Jahrhunderts, als die drei Nachbarmächte den polnischen Staat für 123 Jahre ganz auflösten, gilt die Kirche als Bewahrerin der nationalen Identität. In den vergangenen Jahren verlor sie aber besonders in der jungen Generation an Ansehen.

Prozession in Polen / © Dariusz Banaszuk (shutterstock)
Prozession in Polen / © Dariusz Banaszuk ( shutterstock )
Quelle:
KNA