Politikerin Güler warnt vor Fokus auf Ränder in Islamdebatte

"Dabei geht die Mehrheit unter"

Die CDU-Politikerin Serap Güler kritisiert, dass sich die Diskussion um den Islam vor allem auf seine Ränder beschränke. Die überwiegende Mehrheit, so Güler, findet dabei keine Beachtung. Sie fordert eine aktive staatliche Ansprache.

CDU-Politikerin Serap Güler, Bundestagsabgeordnete, spricht beim Neujahrsempfang der Partei / © Sina Schuldt/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ (dpa)
CDU-Politikerin Serap Güler, Bundestagsabgeordnete, spricht beim Neujahrsempfang der Partei / © Sina Schuldt/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ ( dpa )

"Wir reden entweder über die aus dem Ausland gesteuerten Verbände oder über Salafisten. Dabei geht die überwiegende Mehrheit der Muslime unter, die sich dazwischen befindet", schrieb Güler in einem Gastbeitrag für die "Welt am Sonntag".

Staat sollte muslimische Mehrheit mehr unterstützen

Serap Güler / © Rolf Vennenbernd (dpa)
Serap Güler / © Rolf Vennenbernd ( dpa )

Das sei gefährlich, denn gerade sie seien "die wahren Antreiber" eines gelingenden Miteinanders.

Der Staat sollte daher diese Musliminnen und Muslime stärker unterstützen und in ein friedliches kulturelles Miteinander investieren.

"Er kann kleineren Gemeinden unter die Arme greifen und ihnen dabei helfen, sich von den aus dem Ausland gesteuerten Verbänden zu emanzipieren", schlägt die ehemalige Integrationsstaatssekretärin von Nordrhein-Westfalen vor.

Güler sieht Verantwortung bei islamischen Theologen

Auch solle der Staat eine Plattform für diejenigen schaffen, die nicht gehört würden. "Das erstickt jeden politischen Islamismus im Keim und unterstützt die schärfsten Kritiker des radikalen Islam: die liberalen Muslime."

Güler hob hervor, dass in Deutschland mittlerweile Imame ausgebildet würden.

Auch hätten die Lehrstühle für Islamische Theologie an den Universitäten eine große Verantwortung, wenn es darum gehe, einen "deutschen Islam" mitzugestalten.

Staat soll den nicht in Verbänden organisierten Muslime Angebot machen

Güler verwies darauf, dass hierzulande etwa 5,5 Millionen Menschen muslimischen Glaubens lebten. Von ihnen seien lediglich 20 Prozent in Verbänden engagiert.

Der Staat solle auch den anderen 80 Prozent ein Angebot machen, ihre Religion auszuüben, forderte Güler.

"So können wir den hiesigen Muslimen nicht nur deutlich machen, dass wir sie als einen Teil unserer Gesellschaft betrachten, sondern gleichzeitig die Jugendlichen vor radikalen Salafisten schützen."

Diyanet und Ditib - und die türkischen Imame in Deutschland

Die türkische Religionsbehörde Diyanet hat insgesamt mehr als 1000 Islamgelehrte an die rund 900 Ditib-Moscheevereine in Deutschland entsandt. Darunter sind nach Diyanet-Angaben vom vergangenen Monat 906 Imame und 116 weibliche Islamgelehrte. Letztere verrichten ihre Arbeit etwa als Religionslehrerinnen oder Seelsorgerinnen. Sie führen die Gemeinde aber - anders als die Imame - nicht beim Gebet.

Ein Imam hält einen Koran in den Händen. / © Hauke-Christian Dittrich (dpa)
Ein Imam hält einen Koran in den Händen. / © Hauke-Christian Dittrich ( dpa )
Quelle:
KNA