Bundespräsident würdigt Verband Islamischer Kulturzentren

"Islam hat Wurzeln geschlagen"

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Gründung des Verbandes der Islamischen Kulturzentren vor 50 Jahren als einen Tag der Religionsgeschichte gewürdigt. Auch die katholische und evangelische Kirche äußerten sich.

Stern und Halbmond stehen symbolisch für den Islam / © ka pong26 (shutterstock)
Stern und Halbmond stehen symbolisch für den Islam / © ka pong26 ( shutterstock )

Mit der Gründung habe der Islam eine weitere Heimat in Deutschland bekommen, sagte das Staatsoberhaupt am Samstag bei einer Feier zum 50-Jahr-Jubiläum des Verbandes der Islamischen Kulturzentren (VIKZ) in Köln.

"Die muslimische Religion, das muslimische Leben und die muslimische Kultur haben Wurzeln geschlagen in unserem Land."

Es gibt nicht den einen Islam

Steinmeier nannte es bemerkenswert, dass der VIKZ schon seit den 80er Jahren seine Imame in Deutschland ausbilde. Der Verband wurde 1973 in Köln für die religiöse, kulturelle und soziale Betreuung der türkischen Gastarbeiter gegründet.

Ihm gehören bundesweit etwa 300 Moscheegemeinden und Bildungseinrichtungen an. Er gründete zudem mit anderen Islamverbänden wie der Ditib oder dem Zentralrat der Muslime den Koordinierungsrats der Muslime in Deutschland.

"Heute gehört auch die Vielfalt des Islam, die Vielfalt von über fünf Millionen Muslimas und Muslimen zu unserem Land", sagte der Bundespräsident laut Redemanuskript.

Den einen Islam gebe es aber nicht, sondern verschiedene konfessionelle Strömungen. Keine Glaubensrichtung und keine Religion könne den Anspruch erheben, die einzige Wahrheit zu besitzen.

Religion kein Widerspruch zu neutralem Staat

Deutschland ist laut Steinmeier ein weltanschaulich neutraler Staat. "Aber Religionsfreiheit heißt eben gerade nicht, dass unser Land frei von Religion sei – nein, es heißt, den Religionen Raum zu geben und die Freiheit der Gläubigen, aller Gläubigen zu schützen."

Er selbst als Christ wisse, wie sehr Religion die Menschen aufrichten könne. Die Vielfalt der Religionen helfe dem Land. "Denn sie erfordert Respekt, Offenheit, Kompromisse – kurz: ein gutes, ein demokratisches Miteinander."

Zu verurteilen sei aber, wenn Religion missbraucht werde, um Andersgläubige abzuwerten. "Sei es Muslimfeindlichkeit, Antisemitismus oder Christenhass: Ein solches Gift ist allen friedliebenden Gläubigen fremd, und es ist unserer Demokratie fremd."

Grußworte der katholischen und evangelischen Kirche

Auch die katholische Kirche würdigte den VIKZ. Dieser habe daran mitgewirkt, dass in Deutschland ein vielfältiges muslimisches Leben entstanden sei, sagte bei dem Festakt der Vorsitzende der Unterkommission für den Interreligiösen Dialog der Deutschen Bischofskonferenz, der Augsburger Bischof Bertram Meier.

Der VIKZ baue "so manche Brücke zwischen den Kulturen und Religionen" und sei ein geschätzter Dialogpartner.

Zugleich nannte Meier es erschreckend, dass Muslime in Deutschland ausgegrenzt und angefeindet würden. "Wer Menschen aufgrund ihrer Herkunft oder ihres religiösen Bekenntnisses herabwürdigt, der verletzt die Menschenwürde."

Für die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) richtete der rheinische Präses Thorsten Latzel ein Grußwort an den VIKZ. Nach dem Zuzug vieler Muslime im Zuge der Arbeitsmigration der 60er Jahre und den Regelungen zum Familiennachzug 1973 sei die Gründung des Verbandes damals ein wichtiges Signal gewesen, sagte Latzel laut
Redetext.

In dieser Zeit habe auch der christlich-islamische Dialog mit ersten Gesprächskreisen begonnen: "Die späteren Islambeauftragten vieler Landeskirchen und Kirchenkreise stammen aus dieser Arbeit."

Deutschland und der Islam

Gehört der Islam zu Deutschland? Seit mehreren Jahren gibt es kontroverse Diskussionen über diese Frage. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) dokumentiert einige Etappen:

2006: Auf Initiative von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) tritt am 27. September in Berlin zum ersten Mal die Islamkonferenz zusammen. Ziel ist eine bessere Integration von rund vier Millionen Muslimen in Deutschland. Schäuble sagt zum Auftakt: "Der Islam ist Teil Deutschlands und Teil Europas, er ist Teil unserer Gegenwart und Teil unserer Zukunft."

Islam in Deutschland / © Boris Roessler (dpa)
Islam in Deutschland / © Boris Roessler ( dpa )
Quelle:
epd , KNA