Wehrbeauftragte Högl fordert Ausbau der Militärseelsorge

Stärkt Einsatzbereitschaft der Truppe

Die Militärseelsorge ist nach Angaben der Wehrbeauftragten der Bundesregierung, Eva Högl, für die Bundeswehr von "enormer Bedeutung". Dabei gehe es "neben der Ausübung der Religion um eine umfassende Unterstützung im Dienst."

 Soldat mit Gotteslob in der Hand
 / © Julia Steinbrecht (KNA)
Soldat mit Gotteslob in der Hand / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Das gelte für alle Bereiche, ob in Übung oder im Einsatz, um die alltäglichen Sorgen und Nöte wie auch um den Beistand in familiären und persönlichen Fragen", heißt es in dem am Dienstag in Berlin vorgestellten Jahresbericht 2022. Darin drängt Högl auf einen raschen Aufbau einer religionsbezogene Seelsorge für Muslime und den Ausbau der jüdischen Militärseelsorge.

Militärseelsorge stärke die Einsatzbereitschaft der Truppe

Eva Högl / © Michael Kappeler (dpa)
Eva Högl / © Michael Kappeler ( dpa )

"Militärseelsorge stärkt mit ihrer vielfältigen Arbeit unverzichtbar die Einsatzbereitschaft der Truppe", heißt es in der Studie. Im "Zuge der Zeitenwende und der damit verbundenen Rückbesinnung auf die Landes- und Bündnisverteidigung" werde sie sich verändern und zunehmend auf die Organisation der seelsorgerischen Betreuungsangebote für die Landes- und Bündnisverteidigung ausrichten müssen. Dabei sei es eine gute Tradition, dass die Seelsorge für alle offen sei.

Der Bericht betont in diesem Zusammenhang auch den Lebenskundlichen Unterricht (LKU). Die Praxis habe sich bewährt und "gewährleistet den so geschätzten hierarchiefreien Raum zur freien Meinungsäußerung".

Unterricht solle Gewissen schärfen

Der Unterricht sei kein Religionsunterricht sondern solle das Gewissen schärfen, moralisches Urteilsvermögen ausbilden und so das verantwortungsbewusste Handeln unterstützen. Högl erwartet die neue Vorschrift zur ethischen Bildung Anfang kommenden Jahres.

Die Wehrbeauftragte forderte, seelsorgerische Betreuungsangebote auf Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften außerhalb der christlichen und jüdischen Militärseelsorge zu erweitern. Dabei müsse zügig ein Ergebnis für die rund 3.000 muslimischen Soldaten gefunden werden. Sie sprach sich für eine seelsorgerische Betreuung auf einzelvertraglicher Basis aus. Gleichzeitig plädierte sie für mehr Personal im Militärrabbinat. Herausfordernd sei eine gleichberechtigte Besetzung mit orthodoxen wie liberalen Rabbinern.

Umstrittene Einstellung von Soldaten unter 18 Jahren

Als weiterhin "sensibles Thema" bezeichnete Högl die umstrittene Einstellung von Soldaten unter 18 Jahren. Sie sollte die Ausnahme bleiben. Allerdings betreffe dies fast zehn Prozent der Neueinstellungen im Berichtsjahr. Deshalb wolle die Bundeswehr nicht auf sie verzichten. Die Bundesregierung habe aber vor, ihre Tätigkeit weiter einschränken, über ein Verbot des Dienstes an der Waffe oder von Auslandseinsätzen hinaus. Dazu sein ein gutes Konzept nötig.

Högl begrüßte die Debatte um eine mögliche Dienstpflicht. Allerdings löse sie weder kurzfristig noch mittelfristig die Personalprobleme. Entscheidend seien bessere Rahmenbedingungen.

Die Wehrbeauftragte bekräftigte zudem ihre Forderung nach einer Null-Toleranz-Politik bei Verstößen gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Laut Bericht stieg deren Zahl 2022 auf 357 gegenüber 303 im Vorjahr, bei einer angenommenen höheren Dunkelziffer. 80 Prozent der Betroffenen seien weiblich und ein Drittel der Übergriffe fand demnach unter Alkoholeinfluss statt.

Militärseelsorge

Nach dem Soldatengesetz hat jeder Soldat und jede Soldatin Anspruch auf Seelsorge und ungestörte Religionsausübung.

Bislang leisten in der Bundeswehr die evangelische und die katholische Kirche sowie die jüdische Gemeinschaft eine vertraglich vereinbarte Militärseelsorge für die Soldaten und deren Angehörige.

Soldaten der Bundeswehr / © Daniel Reinhardt (dpa)
Soldaten der Bundeswehr / © Daniel Reinhardt ( dpa )
Quelle:
KNA