Freiburger Betroffene kritisieren verschobenen Bericht

Warten zermürbt

Missbrauchsbetroffene im Erzbistum Freiburg werten die Verschiebung des Berichts zum Umgang mit sexualisierter Gewalt in der Erzdiözese als harten Rückschlag. Viele Menschen warteten seit Jahren auf den Bericht und auf Antworten.

Freiburger Münster / © FooTToo (shutterstock)

"Das Warten auf den Bericht ist zermürbend und eine extreme psychische Belastung für die Betroffenen", teilte der Betroffenenbeirat im Erzbistum am Dienstag mit.

Die angekündigte Verschiebung von Oktober auf April verstärke das Gefühl, warten zu müssen und vertröstet zu werden.

Für Betroffene, aber auch deren Angehörige und Freunde sei es wichtig, dass Verantwortlichkeiten klar benannt und Konsequenzen gezogen werden, so der Beirat. Viele Menschen warteten seit Jahren auf den Bericht und auf Antworten. Zugleich sei es wichtig, dass das Gutachten rechtlich abgesichert sei.

Burger: "Wahrheit muss auf den Tisch"

Das Erzbistum hatte am Montag mitgeteilt, dass der Bericht erst im April vorgestellt wird. Vor der Veröffentlichung müssten noch rechtliche Klärungen und Absicherungen vorgenommen werden. Für die vom Erzbistum unabhängige Studie werten externe Experten - die 2018 eingesetzte "AG Aktenanalyse" - kirchliche Daten aus und befragen Zeugen, Betroffene und Beschuldigte.

Stephan Burger, Erzbischof von Freiburg, am 27. Februar 2020 in Speyer / © Harald Oppitz (KNA)
Stephan Burger, Erzbischof von Freiburg, am 27. Februar 2020 in Speyer / © Harald Oppitz ( KNA )

Erzbischof Stephan Burger hatte betont: "Die Wahrheit muss auf den Tisch, Aufklärung hat oberste Priorität." Zentrales Ziel sei "eine rechtssichere und damit unanfechtbare Veröffentlichung".

Welche Rolle spielt Erzbischof em. Zollitsch?

Der Bericht dürfte unter anderem auch deshalb öffentlich stark beachtet werden, weil es darin auch um die Rolle des früheren Erzbischofs Robert Zollitsch gehen könnte, der von 2008 bis 2014 Vorsitzender der Bischofskonferenz war.

Alt-Erzbischof Zollitsch / © Rolf Vennenbernd (dpa)
Alt-Erzbischof Zollitsch / © Rolf Vennenbernd ( dpa )

Der 84-Jährige ist Burgers Vorgänger und leitete die Diözese von 2003 bis 2014. Zuvor war Zollitsch rund 20 Jahre Personalchef.

Erzbistum Freiburg in Zahlen

Das Erzbistum Freiburg ist eines der größten der 27 deutschen Bistümer. Es erstreckt sich über 16.300 Quadratkilometer. Dazu gehören Schwarzwald, Bodensee und Hochrhein, Oberrheinische Tiefebene, Odenwald, die Region Hohenzollern und Taubertal. Zusammen mit der Nachbardiözese Rottenburg-Stuttgart deckt es das Gebiet des Bundeslandes Baden-Württemberg ab.

Im Bistum arbeiten knapp 400 Priester und 600 weitere hauptamtliche Seelsorger: Gemeindereferenten, Pastoralreferenten, Diakone. Hinzu kommen ehrenamtlich Engagierte.

Freiburger Münster / © FooTToo (shutterstock)
Quelle:
KNA