Freiburger Diözesanforum stellt Weichen für Pfarreienreform

Neue Strukturen

Das Freiburger Diözesanforum hat erste Richtungsentscheidungen für die zukünftigen Strukturen und Organisationsformen der katholischen Kirche im Südwesten getroffen. Dabei soll die Zahl der Pfarreien stark zurückgehen.

Autor/in:
Volker Hasenauer
Freiburger Münster / © Tsisha (shutterstock)

So soll es auf dem Gebiet des Erzbistums zwischen Bodensee und Odenwald statt bislang 224 Seelsorgeeinheiten und etwa 1.000 Pfarreien ab 2026 nur noch 36 Pfarreien geben. Unter dem Dach dieser großen Pfarreien mit bis zu 100.000 Katholiken sollen Gemeindeteams vor Ort Kirche gestalten.

Mut für Veränderungen

Erzbischof Stephan Burger rief zu Mut für Veränderungen in Pfarreien und Seelsorge auf. Um neue kreative Chancen zu nutzen, müssten liebgewonnene und gewohnte Pfade verlassen werden. Burger wandte sich gegen den Vorwurf, wonach Großpfarreien zu Anonymität und Heimatlosigkeit führen. "Das Gegenteil ist richtig. Die neuen Strukturen können dafür sorgen, dass Kirche in der Fläche weiterhin als Raum der Gemeinschaft erfahrbar bleibt." Hintergrund der Neuaufstellung sind sinkende Zahlen bei Katholiken und Seelsorgern sowie erwartete Kirchensteuerrückgänge.

Stephan Burger, Erzbischof von Freiburg, am 27. Februar 2020 in Speyer / © Harald Oppitz (KNA)
Stephan Burger, Erzbischof von Freiburg, am 27. Februar 2020 in Speyer / © Harald Oppitz ( KNA )

Das Diözesanforum beriet auch über die künftigen Leitungsstrukturen der Pfarreien. Laut kirchenrechtlicher Vorgaben darf nur ein Pfarrer eine Pfarrei leiten. Der Geistliche soll dann aber Verantwortungen verteilen. Unter dem Dach der Großpfarrei sollen vor Ort mehrere Gemeindeteams aufgebaut werden.

Votum für ehrenamtlich Engagierte in Leitungsaufgaben

Die rund 170 Delegierten votierten mehrheitlich dafür, wo immer möglich ehrenamtlich Engagierte mit Leitungsaufgaben zu betrauen. Ähnlich wie die bisherigen Kirchengemeinderäte sollen den Plänen zufolge Pfarreiräte sowie örtliche Gemeindeteammitglieder gewählt werden. Die hauptamtlichen Geschäftsführer der Pfarreien soll laut Forum nicht beim Bistum, sondern bei den Pfarreien vor Ort angestellt werden, um deren Eigenständigkeit zu stärken.

In der Planung sind auch neue Seelsorge-Zentren. In Leitlinien hat das Forum zudem vereinbart, mehr in die Weitergabe des christlichen Glaubens zu investieren. Auch will die Kirche Nachhaltigkeit und Klimaschutz voranbringen. Ausbauen und pflegen wollen die Planer die Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirche. Burger sicherte auch zu, die Vorbeugung und Aufarbeitung von Missbrauch und sexualisierter Gewalt entschieden weiterzuführen.

Diözesanforum geht weiter

Die Bistumsleitung kündigte an, dass im März und an diesem Wochenende erstmals einberufene Diözesanforum weiterzuführen. Eine nächste Sitzung sei für Ende 2024 oder Anfang 2025 geplant. Burger sagte, das Forum sei ein wichtiger "synodaler Raum" für offenen Dialog und Austausch. "So stelle ich mir das Miteinander für eine Kirche der Zukunft vor."

Erzbistum Freiburg in Zahlen

Das Erzbistum Freiburg ist eines der größten der 27 deutschen Bistümer. Es erstreckt sich über 16.300 Quadratkilometer. Dazu gehören Schwarzwald, Bodensee und Hochrhein, Oberrheinische Tiefebene, Odenwald, die Region Hohenzollern und Taubertal. Zusammen mit der Nachbardiözese Rottenburg-Stuttgart deckt es das Gebiet des Bundeslandes Baden-Württemberg ab.

Im Bistum arbeiten knapp 400 Priester und 600 weitere hauptamtliche Seelsorger: Gemeindereferenten, Pastoralreferenten, Diakone. Hinzu kommen ehrenamtlich Engagierte.

Freiburger Münster / © FooTToo (shutterstock)
Quelle:
KNA