Katholisches Büro im Saarland feiert 50-jähriges Bestehen

Diplomatie für die Kirche

Wenn es um Armut, Pflege, Flüchtlinge oder Kitas geht, arbeiten Kirche und Politik eng zusammen. In jedem Bundesland vertritt ein Katholisches Büro kirchliche Interessen im politischen Prozess, im Saarland wird es 50 Jahre alt.

Autor/in:
Anna Fries
Impression aus Saarbrücken / © ilolab (shutterstock)

Katholische Büros schaffen Verbindung zwischen Kirche und Politik. Die einen sprechen von katholischen Lobbyisten, andere von Diplomaten der Kirche. Eine solche Einrichtung gibt es in jedem Bundesland sowie auf Bundesebene.

Und ihre Funktion könnte in den kommenden Jahren wichtiger werden, sagt die Leiterin des Katholischen Büros im Saarland, Katja Göbel. Denn mit abnehmender Kirchenbindung gelte es, kirchliche Interessen an der Schnittstelle zu Politik mehr zu erklären und kirchliches Handeln sichtbar zu machen.

Das von Göbel seit 2018 geleitete Haus feiert am Donnerstag sein 50-jähriges Bestehen.

Brückenbauer zwischen Politik und Kirche

Zehn Zeilen einer Notiz im kirchlichen Amtsblatt des Bistums Trier von 1971 verkündeten die Errichtung eines Katholischen Büros im Saarland - als "Verbindungsstelle zwischen den Bistümern Trier und Speyer einerseits und der Regierung des Saarlandes andererseits".

Die Bezeichnung Katholisches Büro irritiert heute zuweilen, lässt manchen an ein Pfarrbüro denken. Entsprechend klingeln im Katholischen Büro an der Saar auch mal Anrufer durch, die eine Messe bestellen oder fragen wollen, wo sie ihre Altkleider abgeben können, erzählt Göbel.

Blick auf Homburg an der Saar / © tothdst (shutterstock)
Blick auf Homburg an der Saar / © tothdst ( shutterstock )

Göbel kümmert sich aber nicht um Kleiderverwertung, sondern vertritt die Position der Bischöfe von Speyer und Trier in Gesetzgebungsprozessen oder bei Vertragsabschlüssen, außerdem die Interessen aller katholischen Einrichtungen wie Kitas, Sozialstationen, Beratungsstellen oder Krankenhäusern im Saarland. "Als Katholisches Büro vermitteln wir und bauen Brücken zwischen Politik und Kirche", sagt sie.

Um Probleme schnell klären zu können, seien gute Kontakte zu Parlament, Ministerien und Parteien, Verbänden und Institutionen unerlässlich. Kaum eine Landtagssitzung findet ohne Göbel statt - auch wenn kein kirchliches Thema auf dem Programm steht.

Dazu arbeitet Göbel in zahlreichen Gremien mit, die kirchliche Interessen berühren, beispielsweise zu Armutsbekämpfung, Pflege, Nachhaltigkeit, Erinnerungsarbeit oder dem Arbeitskreis Zukunft im Bildungsministerium. Zuletzt im Fokus: die Corona-Pandemie, die Landtagswahl und der Krieg in der Ukraine.

Beispielsweise erreichte das Katholische Büro eine Anfrage, ob es die Aufnahme von 140 Waisenkindern aus der Ukraine organisieren könne, was Absprachen mit dem Innen-, dem Sozial- und dem Bildungsministerium, der Polizei, Schulen, Kitas und weiteren Institutionen erforderte.

Einer der größten Arbeitgeber im Land

Das Team in Saarbrücken bilden die Leiterin, ein Justiziar und eine Assistenz. Verwaltungswirtin Göbel ist eine von zwei KB-Leiterinnen in Deutschland. "Ich habe gemerkt, dass man sich Anerkennung erarbeiten kann", sagt Göbel. Kritische Bemerkungen habe es zu ihrer Besetzung durchaus gegeben - weniger weil sie eine Frau ist, sondern weil sie keine studierte Theologin ist.

Ein Wahrzeichen des Saarlandes: die Saarschleife / © rphstock (shutterstock)
Ein Wahrzeichen des Saarlandes: die Saarschleife / © rphstock ( shutterstock )

Mit den anderen KB-Leitern bundesweit steht Göbel in engem Austausch. Sie bringen unterschiedliche berufliche Hintergründe mit; Priester sind inzwischen nur noch wenige unter ihnen. Göbels Mainzer Kollege Dieter Skala meint, ob Lehrer, Jurist, Verwaltungsfachkraft, Medienschaffender oder Theologe, die Qualifikationen der KB-Leiter seien so unterschiedlich wie die Aufgaben und Anforderungen in den Bundesländern.

"Man sollte in der Kirche fest verwurzelt sein, was aber nicht unkritisch heißt, offen auf Menschen zugehen können und Sachverhalte in beide Richtungen - Kirche und Politik - verständlich machen können", sagt Skala.

Mit Blick auf das Saarland spricht Göbel gerne vom "christlichsten Bundesland". Gesellschaft und Kirchen seien immer noch eng verbunden und Traditionen, die oft vom Bergbau geprägt wurden, würden gelebt, sagt Göbel.

Zugleich nehme sie wahr, dass Kirche aktuell oft nur auf Missbrauch reduziert werde. "Ich würde mir wünschen, dass Menschen wahrnehmen, was Kirche mit ihren Facetten für die Gesellschaft wirklich bewirkt." So sei sie einer der größten Arbeitgeber im Land. Auch stelle sie im sozialen Bereich einen Großteil der Infrastruktur bereit, etwa in der Pflege, der Sozialberatung oder im Gesundheitswesen - auch wenn der Staat wiederum viele dieser Angebote in Teilen refinanziert.

Quelle:
KNA