Katholisches Büro bewertet die Wahl im Saarland positiv

"Gutes Miteinander mit christlich verwurzelter Ministerpräsidentin"

Den klaren Sieg der bisherigen Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger bei der Landtagswahl im Saarland sieht das Katholische Büro in Saarbrücken mit Wohlwollen. Die bisherige Zusammenarbeit mit der SPD-Politikerin sei stets gut gewesen.

Anke Rehlinger / © Oliver Dietze (dpa)
Anke Rehlinger / © Oliver Dietze ( dpa )

DOMRADIO.DE: Sie sitzen im Saarland an der Schnittstelle zwischen Kirche und Politik im Saarland. Wie gut kennen Sie Anke Rehlinger? Wie haben Sie mit ihr bisher zusammengearbeitet?

Katja Göbel (Leiterin des Katholischen Büros Saarland): Ich kenne Anke Rehlinger seit ungefähr vier Jahren persönlich und muss sagen: Die Zusammenarbeit mit ihr, ihrem Haus und ihrem Staatssekretär Jürgen Barke war immer von großer Offenheit geprägt. Sie war auch immer sehr zuverlässig, wenn es darum ging, gewisse Projekte in den Blick zu nehmen.

DOMRADIO.DE: Als was für eine Politikerin, als was für einen Menschen haben Sie sie da kennengelernt?

Göbel: Ich habe sie als ehrlichen, tatkräftigen, aber auch mitfühlenden Menschen wahrgenommen und erlebt. Wir sind beide Mütter von Jungen in ähnlichem Alter. Ich glaube, da hat man auch schon alleine aus dieser Warte ein großes Verständnis füreinander.

DOMRADIO.DE: Das Saarland ist das einzige Bundesland, in dem über die Hälfte der Bürgerinnen und Bürger katholisch sind. Auch Anke Rehlinger ist katholisch. Welche Rolle spielt das?

Göbel: Ich bin immer sehr stolz sagen zu dürfen, dass wir das katholischste aller Bundesländer sind. Das wird ganz oft belächelt und mit Schmunzeln begleitet. Aber ich bin der Meinung, dass man das wirklich spürt, wenn auch vielleicht nicht unbedingt im sonntäglichen Gottesdienst. Aber ich finde, bei uns im Saarland - auch, weil wir so klein und gut vernetzt sind - ist es wirklich so, dass man aufeinander achtet, sich kennt und füreinander da ist. Man nimmt einander mit. Für mich ist das immer wieder neu und außergewöhnlich. Mit einer Ministerpräsidentin, die christlich verwurzelt ist, glaube ich an ein gutes Miteinander auch für die nächste Legislaturperiode.

DOMRADIO.DE: Anke Rehlinger hat auch deshalb so gut abgeschnitten, weil sie bewusst das Thema Arbeit und Arbeitsplatz-Erhalt in den Mittelpunkt ihres Wahlkampf gestellt hat. Hat sie damit auch aus katholischer Sicht den Nerv der saarländischen Politik getroffen?

Göbel: Ich glaube, das ist schon ein Thema, das uns im Saarland umtreibt. Wir haben hier relativ viel Industrie angesiedelt. Und wenn ich an die Automobilindustrie denke, an die Ford-Werke in Saarlouis, ist das ein Problem, das gerade auch Anke Rehlinger als bisherige Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Energie mit begleitet hat. Sicher konnte sie mit diesem Thema punkten; gerade wenn man das Armutsrisiko im Saarland im Bundesvergleich im Blick hat, das immer größer wird. Insofern ist natürlich dieser Punkt Wirtschaft und Arbeit wirklich wichtig.

Aber sie möchte ja auch, wenn wir jetzt das Ganze auf katholischer Sicht so ein bisschen herunterbrechen, Arbeitsplätze in der Pflege schaffen. Das ist ein Bereich, in dem wir auch mit unseren Wohlfahrtsverbänden, mit unseren Pflegeeinrichtungen aktiv sind. Da hat sie im Wahlprogramm zumindest anvisiert, mehr als 4.000 Stellen in der Pflege schaffen zu wollen. Darüber freuen wir uns natürlich, genau wie alle die, die da Bedarf haben.

DOMRADIO.DE: Was werden denn darüber hinaus Themen im Saarland sein, an denen die katholische Kirche mit der Landesregierung gemeinsam arbeiten kann?

Göbel: Es gibt viele Themen, mit denen wir im Moment ja auch schon mit SPD-geführten Häusern unterwegs sind. Das Ministerium für Bildung und Kultur ist bereits ein SPD-geführtes Haus, das Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz ebenso. Das sind beides Bereiche, in denen wir sehr aktiv sind und weiter sein werden. Gerade, wenn es um die Kitas geht, die Schulen, den Religionsunterricht, ist das ein Punkt, den wir auch weiter mit dem dann nach wie vor SPD-geführten Bildungsministerium begleiten werden.

Im Umweltschutz sind wir ohnehin schon sehr gut mit dem bisherigen Umweltminister Reinhold Jost verbunden und aktiv. Wir haben ein sehr gutes Verhältnis zueinander. Er ist auch katholisch. Vielleicht liegt es daran? Ich weiß es nicht.  - Wir haben auf jeden Fall gemeinsame Themen, gerade im schulischen und Kita-Bereich, der Kinder- und Jugendpolitik, die bereits im Wahlprogramm der SPD standen. Ich glaube, wir können sehr gut miteinander in die nächste Legislaturperiode gehen.

Das Interview führte Florian Helbig.

Scholz zur SPD-Mehrheit an der Saar: Weiß, wie sich das anfühlt

Bundeskanzler Olaf Scholz fühlt sich durch den hohen SPD-Sieg im Saarland an seinen eigenen Wahlerfolg in Hamburg 2011 mit der Eroberung der absoluten Mehrheit erinnert. "Das ist der Erfolg von Anke Rehlinger und der saarländischen SPD. Und ich weiß, wie sich das anfühlt", sagte der Sozialdemokrat am Sonntagabend in der ARD-Sendung "Anne Will". Er habe bei seiner ersten Wahl zum Hamburger Bürgermeister ebenfalls das Glück gehabt, eine absolute Mehrheit zu gewinnen. "Das ist schon was ganz Besonderes."

Olaf Scholz / © Bernd Weißbrod (dpa)
Olaf Scholz / © Bernd Weißbrod ( dpa )
Quelle:
DR