Laut einer Ifop-Studie im Auftrag der Zeitungen "La Croix" und "Le Pelerin" (Montag) fiel die Wahlentscheidung genau entlang der Linie von mehr oder weniger praktizierend aus: Je aktiver die katholische Praxis, desto mehr Abstimmung für Macron.
Insgesamt stimmten die Mitglieder der französischen Mehrheitsreligion demnach allerdings nur zu 55 Prozent für den liberalen Amtsinhaber; das sind 3 Prozent weniger als die Franzosen insgesamt. 45 Prozent der nicht praktizierenden Katholiken stimmten laut der Umfrage für die rechtsextreme Kandidatin.
Die gelegentlich praktizierenden Katholiken wählten 42 Prozent für Le Pen, also entsprechend dem nationalen Durchschnitt, dagegen 39 Prozent der regelmäßigen Kirchgänger.
Zustimmung für Le Pen insgesamt zugenommen
Gegenüber der entsprechenden Befragung im Wahljahr 2017 hat die Zustimmung für Le Pen unter den Katholiken insgesamt zugenommen, und zwar etwa im selben Grad wie in der gesamten Wählerschaft. Vor fünf Jahren hatten laut derselben Ifop-Umfrage von den Franzosen insgesamt 34,3 und von den Katholiken 38 Prozent Le Pen gewählt; nicht praktizierende zu 39 und regelmäßig praktizierende zu 29 Prozent.
Muslime stimmten deutlich für Macron
Die Wahlforscher erklären den Zuwachs für die extreme Rechte 2022 mit dem guten Abschneiden des Kandidaten Eric Zemmour unter den aktiven Katholiken im ersten Wahlgang (10. April). Er hatte unter konservativen praktizierenden Katholiken 16 Prozent erreicht, viel mehr bei den nicht praktizierenden oder den Franzosen insgesamt (7 Prozent).
Zemmour habe gezielt in konservativ-katholischen Netzwerken geworben. Le Pen präsentierte sich wie gewohnt als "Kandidatin des Volkes" und stößt bei praktizierenden Katholiken noch immer auf eine vergleichsweise deutliche Zurückhaltung.
Die Muslime in Frankreich, die im ersten Wahlgang zu 69 Prozent für den Linkskandaten Jean-Luc Melenchon gestimmt hatten, votierten laut Ifop-Umfrage am Sonntag mit 85 Prozent klar für Macron; ein Rückgang um 7 Prozent gegenüber 2017. Gleichzeitig gewann demnach Le Pen in dieser Wählergruppe hinzu.