Auch Frankreichs Rechtskatholiken votieren radikaler

Französische Flagge vor dem Eiffelturm / © Peter Kneffel (dpa)
Französische Flagge vor dem Eiffelturm / © Peter Kneffel ( dpa )

Die Mehrheit von Frankreichs Katholiken hat - wie die Gesamtbevölkerung - für extreme Parteien gestimmt. Rechtsextreme Kandidaten erreichten unter den Katholiken im ersten Wahlgang insgesamt 40 Prozent, wie eine Studie des Meinungsforschungsinstituts Ifop für die Zeitung "La Croix" ergab. Zudem erreichte der linksextreme Kandidat Jean-Luc Melenchon unter den praktizierenden Katholiken 14 Prozent der Stimmen. Die Muslime stimmten demnach sogar mit überwältigender Mehrheit für Melenchon.

Der Umfrage zufolge stimmten die Katholiken überwiegend für eine Achse, die von der Mitte nach ganz rechts reicht: 29 Prozent wählte Amtsinhaber Emmanuel Macron (27,8 Prozent auf nationaler Ebene); 27 Prozent die rechtsextreme Marine Le Pen (23,1 Prozent) und 10 Prozent den rechtsradikalen Eric Zemmour (7,1 Prozent). Die rechtskonservative Kandidatin Valerie Pecresse erreichte bei den Katholiken 7 Prozent und liegt damit ebenfalls über ihrem nationalen Durchschnitt (4,8 Prozent). Lediglich 14 Prozent der Katholiken stimmten für Melenchon - gegenüber 22 Prozent landesweit.

Die Stimmen für Le Pen, Zemmour und Nicolas Dupont-Aignan addiert, erhielt die extreme Rechte von den Katholiken 40 Prozent der Stimmen - gegenüber 32,4 Prozent von allen Franzosen. Die Kluft zwischen regelmäßig praktizierenden, gelegentlich und nicht praktizierenden Katholiken ist laut Ifop-Umfrage groß. Macron erhielt demnach 25 Prozent von den regelmäßig Praktizierenden, 29 Prozent von den gelegentlich und 31 Prozent von den nicht Praktizierenden.

In der ersten Runde des Jahres 2017 hatten die Katholiken laut Ifop-Umfrage mit 28 Prozent für Francois Fillon, mit 22 Prozent für Macron und Marine Le Pen sowie mit 6 Prozent für Dupont-Aignan gestimmt. Bei regelmäßig praktizierenden Katholiken betrugen die Werte 55, 19, 12 bzw. 2 Prozent. Damals zeichnete sich das Votum der Praktizierenden durch eine sehr starke bürgerliche Verankerung aus (55 Prozent für Francois Fillon gegenüber 20 Prozent für alle Franzosen), aber eine geringere Anziehungskraft der extremen Rechten (12 Prozent für Le Pen gegenüber 21,6 Prozent für alle Franzosen).

2017 zogen alle linken Kandidaten 21 Prozent der Katholiken, aber nur 11 Prozent der regelmäßigen Kirchgänger an. Melenchon hat seine Punktzahl in dieser Kategorie von 8 auf 19 Prozent mehr als verdoppelt - ein Ergebnis, das fast dem der allgemeinen Bevölkerung entspricht. (kna/11.04.2022)