Praktizierende Katholiken wählten weniger Le Pen

Umfrage zum Wahlverhalten

Wo machten sie ihr "Kreuz"? Praktizierende Katholiken in Frankreich haben laut einer Umfrage bei der Stichwahl am Sonntag überdurchschnittlich für Amtsinhaber Emmanuel Macron und weniger für die rechtsextreme Marine Le Pen gestimmt.

Frankreich, Sevres: Menschen stehen in einer Warteschlange, um ihre Stimme in der Nähe von Paris abzugeben / © Christophe Ena (dpa)
Frankreich, Sevres: Menschen stehen in einer Warteschlange, um ihre Stimme in der Nähe von Paris abzugeben / © Christophe Ena ( dpa )

Laut einer Ifop-Studie im Auftrag der Zeitungen "La Croix" und "Le Pelerin" (Montag) fiel die Wahlentscheidung genau entlang der Linie von mehr oder weniger praktizierend aus: Je aktiver die katholische Praxis, desto mehr Abstimmung für Macron.

Die referenzierte Medienquelle fehlt und muss neu eingebettet werden.

Insgesamt stimmten die Mitglieder der französischen Mehrheitsreligion demnach allerdings nur zu 55 Prozent für den liberalen Amtsinhaber; das sind 3 Prozent weniger als die Franzosen insgesamt. 45 Prozent der nicht praktizierenden Katholiken stimmten laut der Umfrage für die rechtsextreme Kandidatin.

Die gelegentlich praktizierenden Katholiken wählten 42 Prozent für Le Pen, also entsprechend dem nationalen Durchschnitt, dagegen 39 Prozent der regelmäßigen Kirchgänger.

Zustimmung für Le Pen insgesamt zugenommen

Gegenüber der entsprechenden Befragung im Wahljahr 2017 hat die Zustimmung für Le Pen unter den Katholiken insgesamt zugenommen, und zwar etwa im selben Grad wie in der gesamten Wählerschaft. Vor fünf Jahren hatten laut derselben Ifop-Umfrage von den Franzosen insgesamt 34,3 und von den Katholiken 38 Prozent Le Pen gewählt; nicht praktizierende zu 39 und regelmäßig praktizierende zu 29 Prozent.

Muslime stimmten deutlich für Macron

Die Wahlforscher erklären den Zuwachs für die extreme Rechte 2022 mit dem guten Abschneiden des Kandidaten Eric Zemmour unter den aktiven Katholiken im ersten Wahlgang (10. April). Er hatte unter konservativen praktizierenden Katholiken 16 Prozent erreicht, viel mehr bei den nicht praktizierenden oder den Franzosen insgesamt (7 Prozent).

Wahlkampfplakate von Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron, dem unabhängigen Kandidaten Jean Lassalle, der rechtsextremen Kandidatin Marine Le Pen und des rechtsextremen Kandidaten Eric Zemmour / © Michel Euler (dpa)
Wahlkampfplakate von Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron, dem unabhängigen Kandidaten Jean Lassalle, der rechtsextremen Kandidatin Marine Le Pen und des rechtsextremen Kandidaten Eric Zemmour / © Michel Euler ( dpa )

Zemmour habe gezielt in konservativ-katholischen Netzwerken geworben. Le Pen präsentierte sich wie gewohnt als "Kandidatin des Volkes" und stößt bei praktizierenden Katholiken noch immer auf eine vergleichsweise deutliche Zurückhaltung.

Die Muslime in Frankreich, die im ersten Wahlgang zu 69 Prozent für den Linkskandaten Jean-Luc Melenchon gestimmt hatten, votierten laut Ifop-Umfrage am Sonntag mit 85 Prozent klar für Macron; ein Rückgang um 7 Prozent gegenüber 2017. Gleichzeitig gewann demnach Le Pen in dieser Wählergruppe hinzu.

Auch Frankreichs Rechtskatholiken votieren radikaler

Die Mehrheit von Frankreichs Katholiken hat - wie die Gesamtbevölkerung - für extreme Parteien gestimmt. Rechtsextreme Kandidaten erreichten unter den Katholiken im ersten Wahlgang insgesamt 40 Prozent, wie eine Studie des Meinungsforschungsinstituts Ifop für die Zeitung "La Croix" ergab. Zudem erreichte der linksextreme Kandidat Jean-Luc Melenchon unter den praktizierenden Katholiken 14 Prozent der Stimmen. Die Muslime stimmten demnach sogar mit überwältigender Mehrheit für Melenchon.

Französische Flagge vor dem Eiffelturm / © Peter Kneffel (dpa)
Französische Flagge vor dem Eiffelturm / © Peter Kneffel ( dpa )

 

Quelle:
KNA