Transparente mit Impfaufruf vor Kirche in Kassel gestohlen

"Aggression gegen lebensrettenden Appell"

Für manche Impfgegner ist offenbar auch eine Kirche nicht tabu. In Kassel wurden Plakate mit Impfaufrufen des Papstes und von Bischöfen vor der Elisabethkirche gestohlen. Der Pfarrer spricht von einer Straftat.

Autor/in:
Norbert Demuth
Symbolbild Impfen Corona Impfung Pflaster / © Alexxndr (shutterstock)
Symbolbild Impfen Corona Impfung Pflaster / © Alexxndr ( shutterstock )

Es ist ein merkwürdiger Akt: Unbekannte habe zwei große Transparente mit Impfaufrufen prominenter Kirchenleute vor der katholischen Elisabethkirche in der Kasseler Innenstadt gestohlen. Auf den Transparenten waren - über dem Slogan #LassDichImpfen - Zitate von Papst Franziskus, dem Fuldaer Bischof Michael Gerber und seinem Generalvikar Christof Steinert sowie der evangelischen Bischöfin von Kurhessen-Waldeck, Beate Hofmann, zu sehen. Sie warben jeweils für die Corona-Schutzimpfung.

"Die beiden großen Transparente wurden komplett entfernt", sagte Pfarrer Peter Bulowski am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Die Plakate wurden demnach jeweils aus metergroßen Metallrahmen herausgeschnitten.

Beschädigung keine Meinungsaussage

"Die öffentliche Stellungnahme unserer Kirchengemeinde zum Impfgeschehen in unserer Stadt hat wohl jemanden geärgert und veranlasst, unsere freie Meinungsäußerung zu unterbinden", sagt der Pfarrer. Das Beschädigen fremden Eigentums allerdings sei keine Meinungsaussage, sondern eine Straftat, betont er. Die Kirchengemeinde hat Anzeige erstattet. Es gebe aber bislang keine Hinweise auf den oder die Täter und auch keinen Verdacht. Sachdienliche Hinweise nehme jede Polizeidienststelle entgegen.

Papst Franziskus wurde auf den Transparenten mit den Worten zitiert: "Sich impfen zu lassen hat etwas mit Liebe zu tun: mit Liebe zu sich selbst, Liebe gegenüber Angehörigen und Freunden, Liebe unter den Völkern." Gerber und Steinert betonten: "Wer sich impfen lässt, schützt sich und andere. Das ist letztlich auch ein Akt der Nächstenliebe." Und von Bischöfin Hofmann war zu lesen: "Ich habe mich impfen lassen, damit die Ausbreitung des Coronavirus gestoppt wird und Kinder wieder unbeschwert spielen und lernen können."

Hintergrund der Aktion

Pfarrer Bulowski erläutert den Hintergrund der Aktion: "Uns war wichtig, dass wir durch die unterschiedlichen Zitate zeigen, dass Christinnen und Christen in besonderer Weise zum Schutz des Lebens aufgerufen sind und andere dazu motivieren sollen." Das Virus kenne keine Grenzen zwischen Ländern, Religionen, Konfessionen und Nationalitäten. Deshalb müsse man dem Virus "Grenzen durch Impfen aufzeigen".

Eine Umfrage vor den Gottesdiensten der Kirchengemeinde hatte demnach ergeben, dass eine überdurchschnittlich hohe Impfquote bei den Gottesdienstbesuchern vorliegt, im Pfarrgemeinderat sogar bei 100 Prozent. Die Pfarrei Sankt Elisabeth machte schon öfter von sich Reden - und sorgte beispielsweise bereits zur Weltkunstausstellung documenta mit Kunst-Installationen für Aufsehen.

Nun wirbt die Kirchengemeinde nach eigenen Angaben "aus christlicher Verantwortung" fürs Impfen und damit "für den Schutz des Lebens". In Kassel ist zuletzt die Sieben-Tage-Inzidenz der Neuansteckungen gestiegen. Sie lag bei 98,5 (Stand: 3. November). Insgesamt 10.525 Menschen sind infiziert.

Stimmung werde "zunehmend aggressiv"

Doch für manche Impfgegner ist offenbar auch eine Kirche nicht mehr tabu, um ihre Ansichten kundzutun. "Manche Menschen haben keinen Respekt mehr vor einer Kirche", sagt Pfarrer Bulowski. Er hat dazu auch weitere Beobachtungen gemacht: "Die Opferstöcke sind kein Tabu, ebenso wenig sakrale Gegenstände wie Kerzenständer; die Kirchenwände werden außen beschmiert, vielleicht um seinen Frust loszuwerden." Mit Vandalismus hat der Vorfall mit den Impfaufrufen seiner Meinung nach nichts zu tun. Es sei schlicht eine "Auseinandersetzung mit falschen Mitteln". Die Stimmung in der Gesellschaft werde "zunehmend aggressiv".

Der Vorfall vor der Elisabethkirche ereignete sich den Angaben zufolge bereits in der Nacht vom 23. zum 24. Oktober. Nun ging die Gemeinde an die Öffentlichkeit. Pfarrer Bulowski will nicht klein beigeben: "Die Aggression gegenüber dem lebensrettenden Aufruf 'LassDichImpfen' zeigt, dass unsere Aussage wichtig und richtig ist. Jetzt erst recht", erklärte er. Und kündigte an: "Wir haben neue Plakate in Auftrag gegeben."


Quelle:
KNA