Pflegerat-Präsidentin mahnt ehrliche Debatte über Nöte an

"Verpflichtet, sich zu informieren"

Die Corona-Infektionen steigen weiter. In der Diskussion über die Belastungen in der Krankenpflege mahnt der Deutsche Pflegerat Ungeimpfte, sich noch für eine Impfung zu entscheiden, auch zum Schutz der Pflegekräfte.

Symbolbild Impfen Corona Impfung Pflaster / © Alexxndr (shutterstock)
Symbolbild Impfen Corona Impfung Pflaster / © Alexxndr ( shutterstock )

"Es gibt keine Impfpflicht, aber die Menschen sollten sich verpflichtet fühlen, sich zu informieren", so der Appell der Präsidentin des Pflegerates, Christine Vogler, in der "Heilbronner Stimme" (Samstag). "Auch die Pflegenden möchten geschützt sein. Am liebsten würden wir alle zum Impfen tragen."

Dennoch könne ein Impfzwang wirklich nur das letzte Mittel sein. Es sei aber nur schwer zu ertragen, "wenn sich die Gesellschaft nach Impfunwilligen richten muss", sagte Vogler.

Überzeugungsarbeit für die Impfung

Eine Pandemie der Ungeimpften sei kritisch zu sehen, fuhr die Pflegerat-Präsidentin fort und ergänzte: "Wir sollten uns aber vor einer Debatte hüten, dass an Corona erkrankte, ungeimpfte Menschen weniger Pflege und ärztliche Zuwendung bekommen sollten, oder für die Kosten aufkommen müssten. Unsere Aufgabe ist es, Menschen zu pflegen - und nicht nach Schuld zu fragen. Das machen wir auch nicht bei Übergewichtigen oder Suchtkranken." Das sei eine Frage von Haltung und Ethos. Vogler: "Uns muss es doch als Gesellschaft gelingen, mit Überzeugungsarbeit noch mehr Menschen davon zu überzeugen, sich impfen zu lassen."

Die Gründe dafür, dass die Personal-Situation heute derart angespannt sei, seien bereits in der Vor-Coronazeit zu suchen, urteilte Vogler: "Ignoranz und Versäumnisse der Verantwortlichen im Gesundheitswesen haben zu diesem Desaster geführt. Pflege gilt im System über weite Strecken als reiner Kostenfaktor, den man immer stärker abgebaut hat." Jetzt sei die Grenze erreicht. "Wir müssen uns ehrlich machen: Der Pflegekarren steckt ganz schön tief im Dreck."

Wer wird in Zukunft Pflegebedürftige versorgen?

Vogler betonte weiter, zu einem ehrlichen Umgang gehöre es, auch darüber zu reden, "warum es wichtig ist, in einer an sich wohlhabenden Gesellschaft Pflegende anständig zu bezahlen. Wir müssen auch darüber reden, dass es natürlich bedeutet, dass wir Kliniken schließen. Oder dass wir große Tarifunterschiede im Land haben."

Die Pflegerat-Präsidentin ergänzte: "Tatsächlich müssen wir gesellschaftlich diskutieren, wie wir Pflege bezahlen wollen. Das wird auch eine volkswirtschaftliche Herausforderung sein. Denn wenn wir keine Pflegenden mehr haben, wer wird dann die Pflegebedürftigen versorgen?"


Quelle:
KNA
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