Papst hält an Schweizergarde fest: 32 Neue

Kein Auslaufmodell

Die Schweizergarde bewacht die Päpste seit mehr als 500 Jahren. Doch zuletzt wurden Zweifel laut: Will Franziskus die päpstliche Wachtruppe überhaupt noch? Offenbar schon: Am Mittwoch werden neue Gardisten in ihr Amt eingeführt.

Autor/in:
Thomas Jansen
Franziskus mit Kommandant Christoph Graf (dpa)
Franziskus mit Kommandant Christoph Graf / ( dpa )

Wie ein Schweizergardist zum Papst zu stehen hat, daran gibt es keinen Zweifel: "Treu, redlich und ehrenhaft" muss er dienen, im Extremfall sogar sein Leben für den Statthalter Jesu Christi opfern - "wenn es erheischt sein sollte". So lautet die traditionelle Schwurformel, mit der am Mittwoch wieder 32 neue Gardisten auf Franziskus und seine "rechtmäßigen Nachfolger" vereidigt werden.

Doch in den vergangenen Monaten stellten manche Beobachter die umgekehrte Frage: Wie steht der Papst zur Schweizergarde? Erklärt Franziskus, der den Vatikan öffentlich als "letzten Hofstaat in Europa" bezeichnet und mit so vielen Traditionen brach, womöglich auch die eidgenössische Wachtruppe zum Auslaufmodell? Die Spekulationen gingen soweit, dass in der Schweiz sogar eine Petition initiiert wurde, die den Papst zu einem klaren Bekenntnis zur Garde auffordern wollte.

Ablösung des Kommandanten

Anlass für solche Spekulationen, die nicht nur in der Schweiz aufkeimten, war die Ablösung von Kommandant Daniel Anrig im Januar. Medien berichteten, der Papst habe Anrig nach gut sechs Jahren abgelöst, weil er zu streng gewesen sei. Die Bilder eines Papstes, der jenseits des Protokolls verdutzen Gardisten die Hand zum Gruß reichte, schienen dieser These zusätzliche Plausibilität zu verleihen. Manche Medien mutmaßten sogar, die Ablösung Anrigs sei der Anfang vom Untergang der Schweizergarde. Die Eidgenossen hätten den internen Machtkampf mit der vatikanischen Gendarmerie, dem ewigen italienischen Rivalen, nun endgültig verloren. Der Vatikan äußerte sich zu den Motiven für den Führungswechsel zunächst nicht.

Schließlich ergriff der Papst selbst das Wort. Er dementierte in einem Interview der argentinischen Zeitung "La Nacion" zwar, dass überzogene Strenge Anrigs der Grund für den Führungswechsel gewesen sei. Er sagte jedoch zugleich, dass er den Eindruck gewonnen habe, dass der Garde eine Erneuerung gut täte. Manche Beobachter fragten sich daraufhin, ob der Papst damit nicht zumindest teilweise die Spekulationen bestätige.

Überraschungsbesuch im Garde-Quartier

Der neue Kommandant Christoph Graf ist ein Mann mit großer Erfahrung, 1987 trat er in die Garde ein; seit 2010 war er stellvertretender Kommandant. Graf versucht die Wogen zu glätten: Alles bleibe wie bisher. Der Papst habe ihm keinerlei Anweisungen gegeben, was er nun anders machen solle. Abstriche an der Disziplin werde es nicht geben. In einem Punkt hat es allerdings laut Graf bereits unter Anrig eine Lockerung gegeben: Gardisten ist es nun ausdrücklich erlaubt, dem Papst die Hand zu schütteln, wenn er sie zum Gruß reicht.

Am Freitag hatten viele Gardisten Gelegenheit dazu: Franziskus besuchte überraschend ihr Quartier im Vatikan, um mit den Schweizern die Weihe der neuen Fahne zu feiern. Mit dieser Zeremonie wird der neue Kommandant traditionell ins Amt eingeführt. Es sei eine Idee des Papstes gewesen; eingeladen habe man ihn nicht, verriet Graf Journalisten. Franziskus wollte offenbar zeigen, dass eine Petition für die Schweizergarde überflüssig ist.

Der Papst als Albtraum jedes Personenschützers

Vermutlich war sich Franziskus hierbei auch bewusst, dass er der Schweizergarde erheblich mehr Arbeit macht als sein Vorgänger - ja mit seiner Spontanität der Albtraum jeden Personenschützers ist. Hinzu kommt, dass die Gefahr eines Anschlags auf den Papst oder andere vatikanische Ziele im Zeitalter von Al-Kaida und "Islamischem Staat" nicht geringer geworden ist. Die Sicherheitsvorkehrungen rund um den Vatikan sind seit März deutlich verstärkt worden. Vor den Eingängen zur Vatikanstadt, die von Schweizergardisten kontrolliert werden, sind seither in der Regel zwei Soldaten der italienischen Armee mit Maschinenpistole postiert.

Die Schweizergarde selbst hält sich bedeckt darüber, wie sie auf die neue Bedrohungslage reagiert. Graf ließ aber in Interviews wissen, dass man gewappnet sei und den Papst auch gegen islamistische Terroristen verteidigen werde. Die 32 neuen Gardisten dürften freilich hoffen, dass sie mit ihrem Schwur nie vollständig beim Wort genommen werden.


Quelle:
KNA