Nach Nahost-Synode wirft Israel Bischöfen „arabische Propaganda“ vor

Kein Frieden nach Friedensappell

Mit einem Papst-Appell für Frieden ist die Nahost-Synode im Vatikan zu Ende gegangen – mit Empörung reagiert Israel auf das Bischofstreffen. Im Mittelpunkt der Vorwürfe steht die Kritik einiger Bischöfe an Israels Umgang mit den Palästinensern. Der Vatikan verteidigt sich.

 (DR)

Die Synode sei "Geisel einer anti-israelischen Mehrheit" gewesen, betonte der stellvertretende Außenminister Danny Ayalon der Online-Ausgabe der römischen Tageszeitung "La Repubblica" vom Montag (25.10.2010) zufolge. Kirchenvertreter aus der Region hätten die Versammlung für "politische Attacken" in Form einer "arabischen Propaganda" genutzt.



Ayalon forderte den Vatikan auf, sich von den bei der am Sonntag zu Ende gegangenen Synode geäußerten Positionen zu distanzieren, da diese die Juden und den Staat Israel diffamierten. Andernfalls werfe dies einen Schatten über die Beziehungen zwischen Israel und dem Heiligen Stuhl. In einer Mitteilung forderte er zudem den Vatikan auf, sich insbesondere von den "beleidigenden Bemerkungen" des melkitischen Erzbischofs Cyrille Salim Bustros aus den USA zu distanzieren. Der aus dem Libanon stammende Kirchenmann hatte unter anderem gesagt, man könne nicht von einem "gelobten Land für die Juden" sprechen und daraus politische Konsequenzen für heute ableiten. Die ganze Erde sei gelobtes Land. Ayalon nannte die Äußerungen eine Beleidigung für das jüdische Volk und den Staat Israel.



Der Sprecher des israelischen Außenministeriums, Yigal Palmor, wies ausdrücklich die bei der Vorstellung des Abschlussdokuments der Synode geäußerte Kritik zurück, nach der Israel die Besetzung von Palästinensergebieten mit dem Argument rechtfertige, die Juden seien das von Gott auserwählte Volk. "Israelische Regierungen haben sich nie der Bibel bedient", um die Kontrolle über bestimmte Gebiete zu erklären, betonte der Außenamtssprecher.



Lombardi bekräftigt Forderung nach Zwei-Staaten-Lösung

Vatikansprecher Federico Lombardi bemühte sich unter Hinweis auf das offizielle Abschlussdokument der Synode, den Konflikt abzufedern. Dieses bekräftige die vatikanische Forderung nach einer Zwei-Staaten-Lösung. Ferner erkenne es Leiden und Rechte beider Völker an. Auffassungen einzelner Synoden-Teilnehmer seien legitim, dürften jedoch nicht als offizielle Vatikan-Position verstanden werden.



In einer am Samstag vorgestellten Botschaft zum Abschluss der zweiwöchigen Nahost-Synode hatten die Teilnehmer sich besorgt über die Lage der Palästinenser geäußert. Diese litten unter den Folgen der Besetzung ihrer Gebiete, mangelnder Bewegungsfreiheit, dem Sicherheitswall, Militärbarrieren, dem Abriss ihrer Häuser sowie der Störung des Wirtschaftslebens. Die Synodenväter wiesen ferner auf die Lage von politischen Gefangenen und Tausenden Flüchtlingen hin.



Angesichts des Ausbaus jüdischer Siedlungen in Palästinensergebieten warnten die Synodenteilnehmer darin ferner vor "einseitigen Maßnahmen", die den demographischen Charakter und das Statut von Jerusalem als heiligem Ort aller drei großen monotheistischen Religionen beeinträchtigen. Einzig ein "gerechter und definitiver Frieden" könne das Wohlergehen aller Volksgruppen der Region garantieren.



Ungeachtet möglicher negativer Reaktionen sprach der Papst bei der feierlichen Abschlussmesse am Samstag zudem deutliche Worte in Richtung Islam. Religionsfreiheit in muslimischen Ländern müsse endlich Thema des Dialogs zwischen Christen und Muslimen werden.

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