Auszüge der Papstpredigt zum Abschluss der Nahost-Synode

«Frieden ist dringend»

Mit einer Festmesse im Petersdom ist am Sonntag die Bischofssynode für den Nahen Osten zu Ende gegangen. Dabei formulierte Papst Benedikt XVI. einen eindringlichen Appell für Frieden und mehr Religionsfreiheit in der Region. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) dokumentiert Auszüge aus der Predigt in eigener Übersetzung:

 (DR)

(...) Auf die Christen im Nahen Osten können die Worte Jesu angewandt werden: "Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn euer Vater hat beschlossen, euch das Reich zu geben" (Lk 12,32). Denn auch wenn sie zahlenmäßig wenige sind, sind sie Träger der Frohen Botschaft von der Liebe Gottes zum Menschen, einer Liebe, die sich im Heiligen Land in der Person Jesu Christi selbst offenbart hat.



Diese Botschaft des Heils, verstärkt durch die Gnade der Sakramente, erklingt an den Orten, an denen sie durch göttliche Vorsehung geschrieben wurde, besonders wirkungsvoll. Und sie ist die einzige Botschaft, die in der Lage ist, den Teufelskreis von Rache, Hass und Gewalt zu durchbrechen. Aus einem gereinigten Herzen, das im Frieden mit Gott und dem Nächsten ist, können Vorschläge und Initiativen für einen Frieden auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene entstehen. Für solch ein Werk, zu dessen Verwirklichung die ganze internationale Gemeinschaft aufgerufen ist, können und müssen die Christen als vollberechtigte Bürger ihren Beitrag im Geiste der Bergpredigt leisten und zu Konstrukteuren des Friedens und Aposteln der Versöhnung werden - zum Wohle der ganzen Gesellschaft.



Zu lange schon herrschen im Nahen Osten Konflikte, Kriege, Gewalt und Terrorismus. Der Frieden, der ein Geschenk Gottes ist, ist auch das Resultat der Anstrengungen von Menschen guten Willens, von nationalen und internationalen Institutionen, insbesondere von den Staaten, die am stärksten in die Suche nach einer Konfliktlösung eingebunden sind. Man darf nie vor dem Mangel an Frieden resignieren. Frieden ist möglich. Frieden ist dringend. Frieden ist die unverzichtbare Bedingung für ein würdiges Leben der Menschen und der Gesellschaft. Frieden ist auch das beste Heilmittel, um die Emigration aus dem Nahen Osten zu verhindern. "Erbittet für Jerusalem Frieden", sagt uns der Psalm (122,6). Beten wir für den Frieden im Heiligen Land. Beten wir für den Frieden im Nahen Osten und bemühen wir uns, dass sich dieses Geschenk Gottes an die Menschen guten Willens in der ganzen Welt ausbreite.



Ein weiterer Beitrag, den die Christen für die Gesellschaft leisten können, ist das Eintreten für eine wirkliche Religions- und Gewissensfreiheit, ein fundamentales Menschenrecht, das jeder Staat stets respektieren muss. In zahlreichen Ländern des Nahen Ostens besteht Freiheit des Kultes, wohingegen der Raum der Religionsfreiheit nicht selten sehr eingeengt ist. Diesen Freiraum zu erweitern, ist ein Erfordernis, um den Mitgliedern der unterschiedlichen Religionsgemeinschaften echte Freiheit zu garantieren, ihren Glauben zu leben und zu bekennen. Dieses Thema könnte Gegenstand eines Dialogs zwischen Christen und Muslimen werden, eines Dialogs, dessen Dringlichkeit und Nützlichkeit von den Synodenvätern bekräftigt worden ist. (...)