Zentralrat vermisst öffentliche Reaktion nach Anschlag auf Synagoge

"Hätte einen Aufschrei erwartet"

Wie von domradio.de berichtet, ist die Synagoge in Worms von unbekannten Tätern in Brand gesetzt worden. Nur als "Randnotiz in der öffentlichen Debatte", kritisiert nun die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, die öffentliche Aufmerksamkeit für den Anschlag.

 (DR)

Auch die Orthodoxe Rabbinerkonferenz forderte "klare Zeichen" von der Öffentlichkeit. Die Christlich-Jüdischen Gesellschaften verurteilten die Tat als Anschlag "auch auf unsere gemeinsame Geschichte und Kultur in Europa". In der Nacht auf Montag hatten unbekannte Täter versucht, an acht Stellen an dem jüdischen Gotteshaus im rheinland-pfälzischen Worms Feuer zu legen und einen Brandsatz ins Innere zu werfen.

"Ich hätte einen Aufschrei erwartet", sagte Knobloch am Dienstag der Online-Ausgabe der Wochenzeitung "Jüdische Allgemeine". . Es handele sich um einen Anschlag mit hohem Symbolgehalt, da die Synagoge in Worms in der Reichspogromnacht 1938 von den Nationalsozialisten zerstört wurde. Das Gebäude aus dem 12. Jahrhundert war nach dem Zweiten Weltkrieg originalgetreu wieder aufgebaut und 1961 neu geweiht worden.

Die Orthodoxe Rabbinerkonferenz wies darauf hin, der Anschlag sei in der Woche vor dem jüdischen Schawuotfest erfolgt. In dieser Zeit gedächten Juden unter anderem der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde Worms, die während des ersten Kreuzzuges ausgelöscht worden sei.

Zum möglichen Bekennerschreiben, in dem auf den Nahostkonflikt Bezug genommen wird, sagte Knobloch: "Sollte sich dieser Verdacht erhärten, wäre das alarmierend. Bereits während des Gaza-Konflikts hat sich der Hass auf alles Jüdische hier in Deutschland übermäßig geäußert." Diesem neuen Antisemitismus unter dem Deckmantel der Israelkritik gelte es, entschlossen entgegenzutreten. Der Koordinierungsrat der Christlich-Jüdischen Gesellschaften sieht in dem Anschlag einen Beleg dafür, "wie Antiisraelismus in gewalttätigen Antisemitismus umschlägt". Am Tatort waren mehrere in fehlerhaftem Deutsch verfasste propalästinensische Flugblätter gefunden worden.