Westerwelle sieht in Tod Bin Ladens eine Chance für Christen und Muslime

Neues Kapitel

Nach dem Tod von Osama Bin Laden sieht Bundesaußenminister Westerwelle Möglichkeiten für eine Verbesserung der Beziehungen zwischen Christen und Muslimen. "Wir haben jetzt die Chance, ein neues Kapitel im Verhältnis zwischen den Religionen und Kulturen aufzuschlagen." Der FDP-Politiker wies Kritik an Merkels Freudenbekundung über Bin Ladens Tod zurück.

 (DR)

"Ich freue mich darüber, dass sich die große Mehrheit der muslimischen Jugend nicht an Terroristen von gestern orientiert, sondern für Freiheit und Zukunftschancen auf die Straße geht", so Guido Westerwelle in der Zeitung "Bild am Sonntag".



"Eine gute Nachricht", wenn Bin Laden sein Morden nicht fortführen könne

Zugleich nahm Westerwelle Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vor Kritik wegen ihrer Freudenbekundung über den Tod des Top-Terroristen zurück. "Diese Debatte in Deutschland irritiert mich. Da kann einer der brutalsten Mörder sein blutiges Handwerk nicht fortsetzen und wir unterhalten uns darüber, mit welchen Worten man diesen Vorgang kommentieren darf", sagte der Außenminister. Es sei "eine gute Nachricht", wenn Bin Laden sein Morden nicht fortführen könne.



Er selbst habe bei Bekanntwerden der Militäraktion gegen Bin Laden "ein Gefühl der Erleichterung verspürt", sagte Westerwelle. Dieses Gefühl teile er auch mit vielen Menschen in der islamischen Welt. El-Kaida habe "noch mehr Menschen moslemischen Glaubens auf dem Gewissen als Christen".



Westerwelle: nachträgliche Heroisierung vermeiden

Westerwelle räumte ein, im sei ein ordentliches Gerichtsverfahren gegen den Terrorchef lieber gewesen. Es sei aber zu bezweifeln, "ob man im konkreten Fall Bin Laden seine Rechte hätte vorlesen und ihn dann festnehmen können". Zugleich befürwortete der Minister die Entscheidung der US-Regierung, keine Bilder des getöteten Terroristen zu veröffentlichen. Dabei gehe es darum, eine nachträgliche Heroisierung zu vermeiden, aber auch um "die Würde jedes Toten".



Weiter sprach sich Westerwelle für eine Fortsetzung des Afghanistan-Einsatzes aus. Die Militärmission sei nötig, "weil dort bis in die jüngste Zeit in den Ausbildungslagern von El-Kaida Terroranschläge auch gegen uns Europäer vorbereitet wurden", so der Politiker.