Runde tagt in Berlin - Premiere für Friedrich

Islamkonferenz unter schwierigen Bedingungen

Muslime und Vertreter des Staates sind am Dienstag in Berlin zu einer neuen Runde der Deutschen Islam Konferenz zusammengekommen. Der neue Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich leitet das Gremium zum ersten Mal. Muslimische Vertreter, die mit am Tisch sitzen, forderten zum Auftakt klärende Worte von Friedrich. Der Ressortchef hatte zuletzt mit Äußerungen zum Islam für Irritationen gesorgt.

Autor/in:
Christoph Schmidt
 (DR)

Friedrich ist erst seit Anfang März im Amt. Direkt nach seinem Einstand äußerte der CSU-Politiker Zweifel an der Feststellung von Bundespräsident Christian Wulff, dass der Islam inzwischen zu Deutschland gehöre. Historisch lasse sich das nicht belegen, sagte Friedrich - und sorgte damit für Unmut unter den Muslimen im Land. Aus der Opposition kam ebenso scharfe Kritik. Auch Koalitionspolitiker widersprachen dem neuen Ressortchef.



Friedrich müht sich um Klärung

Der Minister hatte sich bereits in den vergangenen Tagen um einen versöhnlichen Ton bemüht. Direkt vor der Konferenz am Dienstag machte er nun deutlich, dass in Deutschland lebende Muslime selbstverständlich zu dieser Gesellschaft gehörten. Er bleibe aber dabei, "dass die geistige, religiöse und kulturelle Identität unseres Landes christlich-abendländisch geprägt" sei, sagte er im ARD-"Morgenmagazin".



Der Islam-Streit dürfte bei der Konferenz dennoch eine wichtige Rolle einnehmen. Der Generalsekretär der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB), Ihsan Ünlü, sagte der Nachrichtenagentur dapd vor dem Treffen, er hoffe auf eine Erklärung des Ministers im Plenum. Friedrichs Einstand sei unglücklich gewesen und dessen Aussagen "nicht sehr förderlich für die Konferenz". Allein die Tatsache, dass der Minister die Runde leite, zeige doch, dass der Islam Teil der Gesellschaft sei.



"Nicht ideologisch diskutieren"

Der Soziologe Turgut Yüksel, der als Einzelperson bei der Konferenz mit am Tisch sitzt, mahnte, Friedrich dürfe die bisherigen Fortschritte in der Integration nicht aufs Spiel setzen. Der Islam sei die zweitgrößte Religionsgemeinschaft in Deutschland, sagte er dapd, "das ist die Realität." Es mache jedoch keinen Sinn, das Thema ideologisch zu diskutieren, sagte Yüksel. Es müsse nicht über Geschichte debattiert werden, sondern über die Zukunft.



Auch Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) kritisierte, Friedrich habe "nicht gerade sehr glücklich agiert". Mit seiner Äußerung habe der Minister das Ziel der Islamkonferenz konterkariert, den Dialog mit den Muslimen und den Zusammenhalt in der Gesellschaft zu verbessern.



Der Vizevorsitzende der Alevitischen Gemeinde Deutschland, Ali Ertan Toprak, rief dagegen zu Gelassenheit auf. Er appellierte an die Beteiligten, Friedrichs Aussage "nicht überzubewerten". Der Minister sei neu im Amt, man müsse ihm eine Chance geben, sagte Toprak dapd. Die Islamkonferenz komme allmählich voran. Nach der ersten eher theoretisch-philosophischen Phase kümmere sich die Runde nun um praktische Fragen. "Langsam passiert etwas", sagte er. Das dürfe nicht in den Hintergrund rücken.



Der damalige Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU) hatte die Islamkonferenz 2006 ins Leben gerufen, um den Dialog zwischen Staat und Muslimen zu verbessern. Schäubles Nachfolger Thomas de Maizière (CDU) übernahm die Konferenz, und Friedrich führt die Runde weiter.