Gottesdienst für in Afghanistan getötete Bundeswehrsoldaten

Die eigene Zukunft verloren

Bei einer Trauerfeier in der niederbayerischen Stadt Regen haben am Freitag Angehörige, Kameraden und Politiker Abschied von den drei Soldaten genommen, die vor einer Woche in Afghanistan getötet wurden. Die Särge der Gefallenen waren in der Kirche aufgebahrt. Große Fotos erinnerten an die Getöteten. Vor der Kirche verfolgten mehrere hundert Menschen die Trauerfeier auf einer Videoleinwand.

 (DR)

Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) sagte in einer emotionalen Rede, die drei Männer seien "im Krieg" gewesen, um in Afghanistan den Frieden zu sichern und den Weg des Landes in eine bessere Zukunft zu bereiten. Er fügte hinzu: "Verloren haben sie dabei ihre eigene Zukunft."



Die Bundeswehr lasse sich aber nicht von dem schwierigen Weg in Afghanistan abbringen. Guttenberg betonte: "Das sind wir den Toten und Verwundeten auch schuldig - und das sind wir unseren Soldaten schuldig, die auch zur Stunde vor Ort in Afghanistan im Einsatz stehen."



Der katholische Militärdekan Reinhold Bartmann hinterfragte den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr während des Gottesdienstes zunächst kritisch. Die Fragen nach dem "Sinn und Wert dieses Einsatzes" seien zweifelnd und bohrend. Zerbrochen seien auch das Vertrauen und die Hoffnung, mit den afghanischen Soldaten den Auftrag nach einem Leben in Würde und Freiheit für die Menschen in Afghanistan zu erfüllen. Der Theologe warb für neues Vertrauen, damit der Einsatz für andere Menschen "nie umsonst war oder ist".



Von Trauer, Leid, Verzweifelung und Wut sprach auch der evangelische Leitende Militärdekan Alfred Gronbach. Die Herzen seien in diesen Tagen erschrocken von Tod und Gewalt. Rund 1.500 Menschen, darunter mehr als 800 Soldaten aus ganz Bayern, hatten sich während der Trauerfeier auf dem Stadt- und Marktplatz in Regen versammelt.Viele von ihnen weinten. "Die Soldaten können nichts für die Zustände in



Die drei Männer waren am 18. Februar bei einem Anschlag in der nordafghanischen Provinz Baghlan gefallen. Es handelt sich um einen 30-jährigen Hauptfeldwebel, einen 22-jährigen Stabsgefreiten und einen 21-jährigen Hauptgefreiten. Sie hatten dem in Regen stationierten Panzergrenadierbataillon 112 angehört. Die Bürgermeisterin Ilse Oswald (Freie Wähler) sagte unter Tränen: "Georg Missulia, Konstantin Menz und Georg Kurat - sie bleiben für immer lebendig in unseren Herzen."



Seehofer, Gabriel und Mappus bei der Trauerfeier

An der Trauerfeier in der Stadtpfarrkirche St. Michael nahmen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) und der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel teil. Der baden-württtembergische Regierungschef Stefan Mappus (CDU) war ebenfalls gekommen. Einer der drei Toten stammt aus Backnang in Baden-Wüttemberg.



Seit Beginn des Afghanistan-Einsatzes sind mittlerweile 48 Bundeswehrsoldaten am Hindukusch getötet worden, 30 von ihnen starben bei Anschlägen und Gefechten. Bei dem Angriff am Freitag vergangener Woche hatte ein afghanischer Soldat im Bundeswehraußenposten "OP North" aus nächster Distanz auf eine Gruppe deutscher Soldaten geschossen. Neben den drei Toten gab es sechs Verletzte.



Beim anschließenden Schusswechsel wurde auch der Angreifer erschossen. Er war eigentlich zur Bewachung der Bundeswehrsoldaten abkommandiert worden.



Guttenberg sagte, der Täter habe Vertrauen zerstören und die "gewachsenen Perspektiven für eine erträglichere Zukunft" gefährden wollen. Der Minister unterstrich: "Wir werden nicht zulassen dürfen, dass er sein Ziel erreicht. So schmerzlich und grauenvoll dieses Ereignis ist - es darf nicht dazu führen, das mühevoll aufgebaute Vertrauen zu gefährden." Man dürfe dem Täter nicht nachträglich "zum grauenvollen Triumph verhelfen".