Verwundete Soldaten weiter in kritischem Zustand

Trauer in Kundus

Die zwei am Freitag bei einem Schusswechsel in Afghanistan schwer verwundeten Bundeswehrsoldaten befinden sich noch immer in einem kritischen Zustand. Das erklärte am Samstag ein Sprecher des Einsatzführungskommandos in Potsdam auf dapd-Anfrage. Einer der beiden sei in einem "besonders schwierigen Zustand", hieß es.

 (DR)

Die beiden Soldaten gehörten zu einer Gruppe von neun deutschen Soldaten, die am Freitag im Bundeswehrcamp Nord "OP North" in der Provinz Baghlan aus nächster Nähe von einem afghanischen Soldaten beschossen wurden. Dabei wurden drei Bundeswehrsoldaten getötet. Vier weitere Soldaten erlitten leichtere Verwundungen.



Der afghanische Soldat, der von den deutschen Soldaten im Zusammenhang mit der Strategie des "Partnering" ausgebildet wurde, wurde bei dem Schusswechsel getötet. Wie die NATO-Truppe ISAF erklärte, waren die Bundeswehrsoldaten mit Wartungsarbeiten an ihrem Schützenpanzer "Marder" beschäftigt, als der afghanische Soldat gegen 12 Uhr Ortszeit von hinten auf die Gruppe schoss. Über die Hintergründe seines Vorgehens gegen die deutschen Soldaten liegen noch keine Erkenntnisse vor.



Rückflug mit "MedEvac"

Die Verletzten sollen nach Angaben des Einsatzführungskommandos wahrscheinlich am Sonntag mit dem Lazarettflugzeug "MedEvac" nach Deutschland geflogen werden. Die Toten werden nach den Planungen am Montag nach Deutschland überführt.



Bei den Toten handelt es sich nach Presseberichten um einen 30-jährigen Hauptfeldwebel, einen 22 Jahre alten Stabsgefreiten und einen 21-jährigen Hauptgefreiten. Sie gehörten zum Panzergrenadierbatallion 122 in Regen im Bayerischen Wald.



Der 26-jährige afghanische Soldat gehörte zum 209. Korps der afghanischen Streitkräfte ANA. In der Provinz Baghlan sind rund 600 deutsche Soldaten stationiert. Seit Beginn des Einsatzes der Bundeswehr am Hindukusch sind damit 48 Bundeswehrsoldaten ums Leben gekommen.



Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) warnte davor, das bislang "sehr erfolgreiche Partnering", die enge Zusammenarbeit von deutschen und afghanischen Streitkräften, jetzt grundsätzlich in Frage zu stellen. Nur durch die Ausbildung der afghanischen Soldaten könnten diese die Sicherheitsverantwortung absehbar selbst in die Hand nehmen. Die Übergabe der von der internationalen Schutztruppe ISAF kontrollierten Gebiete gilt als Voraussetzung für den Abzug der ausländischen Truppen, auch der rund 5.000 deutschen Soldaten.



Militärbischof besorgt über Einsatzstrategie in Afghanistan

Der evangelische Militärbischof Martin Dutzmann hat sich angesichts des Todes dreier Bundeswehrsoldaten in Afghanistan besorgt über die neue Einsatzstrategie geäußert. Das sogenannte "Partnering", der gemeinsame Kampfeinsatz mit einheimischen Kräften, habe die Risiken erhöht, erklärte Dutzmann am Samstag in Berlin. Am Freitag hatte ein afghanischer Soldat, der gemeinsam mit Deutschen im Einsatz war, drei Bundeswehrsoldaten getötet und sechs weitere verwundet.



Dutzmann rief zur Solidarität mit dem eingesetzten Soldaten auf und sprach den Angehörigen der Getöteten sein Mitgefühl aus. "Wir beten für die Verwundeten und alle deutschen Soldatinnen und Soldaten im Auslandseinsatz der Bundeswehr", sagte der Militärbischof und lippische Landessuperintendent.