In den USA schließt sich erstmals eine anglikanische Gemeinde Rom an

St. Luke wird katholisch

Anfang des Jahres wurden in England bereits drei frühere anglikanische Bischöfe zu katholischen Priestern geweiht. In den USA will nun erstmals eine gesamte anglikanische Gemeinde der katholischen Kirche beitreten und begründet den Schritt mit der Suche nach klaren geistlichen Leitlinien.

 (DR)

Das berichtet die Tageszeitung "Washington Post" in ihrer Onlineausgabe vom Dienstag (07.06.2011). Die Priester und die Gläubigen von St. Luke in Bladensburg sähen sich ab sofort als römisch-katholisch an, heißt es in einer Entschließung der Gemeinde, die am Montagabend (Ortszeit) bekanntgegeben wurde.  Bladensburg ist eine vorwiegend afroamerikanisch geprägte Gemeinde im Bundesstaat Maryland und praktisch ein Vorort von Washington DC.



Papst Benedikt XVI. hatte mit einem Erlass vom November 2009 kollektive Übertritte von Anglikanern unter weitgehender Beibehaltung ihrer Traditionen ermöglicht. Neuaufgenommene werden in eine eigene katholische Kirchenstruktur eingegliedert, ein sogenanntes Personalordinariat. Diesem gehören seit mehreren kollektiven Übertritten an Ostern derzeit rund 900 Mitglieder an. In der "Episcopal Church", wie die anglikanische Kirche in den USA offiziell heißt, gibt es starke Spannungen zwischen einem liberalen und einem konservativeren, sogenannten "anglokatholischen" Flügel.



Suche klare geistliche Leitlinien

Die Gemeinde, deren Gläubige überwiegend Einwanderer aus Afrika und der Karibik sind, will laut Bericht ihre anglikanische Liturgie und auch ihren Pastor, den verheirateten Reverend Mark Lewis, behalten. Als Begründung für den Übertritt zur katholischen Kirche gaben Gemeindemitglieder an, man suche klare geistliche Leitlinien und eine "fürsorgliche Autorität", wie sie Papst Benedikt XVI. verkörpere. In der anglikanischen Kirche sage ein Bischof das eine, ein anderer etwas Gegenteiliges.



Die teils scharfen Auseinandersetzungen in der US-Episkopalkirche über die Bischofsweihe für Frauen und Homosexuelle hätten bei der Entscheidung von St. Luke keine Rolle gespielt, werden Gemeindemitglieder zitiert. Die Trennung von den bisherigen Oberhirten soll freundschaftlich verlaufen sein. Bischof John Bryson Chane erklärte, man scheide von St. Luke "im Geist pastoraler Empfindsamkeit und in gegenseitigem Respekt." Washingtons Kardinal Donald Wuerl begrüßte "die Gemeinschaft von St. Luke auf das Wärmste in unserer Glaubensfamilie" und respektiere "das liturgische Erbe der anglikanischen Kirche".



Die Gemeinde unterzeichnete laut "Washington Post" zur Nutzung ihres Geländes einen Vertrag mit der anglikanischen Diözese, der einen Umzug erspare und eine Kaufoption beinhalte. An solchen Details in Immobilienfragen sei ein anderer geplanter Übertritt gescheitert: Eine Gemeinde in Baltimore habe wegen nicht zu klärender Nutzungsrechte auf einen Wechsel zur katholischen Kirche bislang verzichtet.