Militärdekan zur Kritik am Afghanistanbesuch der zu Guttenbergs

"Die Soldaten fanden den Besuch positiv"

Einen Tag nach dem umstrittenen Truppenbesuch des Ehepaares zu Guttenberg in Afghanistan hat die Union die Reise demonstrativ gegen Kritik verteidigt. Auch der katholische Militärdekan Georg Pützer sagte im Interview mit domradio.de: "Die Soldaten fanden den Besuch positiv." Erneute Kritik kam derweil von den Grünen und auch aus Teilen der FDP.

 (DR)

Die Soldaten hätten begeistert auf den Besuch regiert, erklärten Unions-Fraktionsgeschäftsführer Peter Altmaier und CSU-Landesgruppenchef Hans-Peter Friedrich am Dienstag (14.12.2010). Allein das zähle, nicht die Schelte der Medien.



Altmaier ging insbesondere auf die Kritik des SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel ein, der Guttenbergs Reise höhnisch kommentiert hatte. Bei Gabriels Bemerkung, es fehle nur noch der Truppenbesuch des Models Daniela Katzenberger, sei wohl "der Wunsch der Vater des Gedankens" gewesen, sagte der CDU-Politiker. "Mich interessiert nicht "ne Spur, was Herr Gabriel dazu sagt, sondern mich interessiert, was die Soldatinnen und Soldaten dort dazu sagen". Seinem Eindruck nach schätze man es in Afghanistan sehr, dass der Einsatz gerade zum jetzigen Zeitpunkt in der Öffentlichkeit stärker sichtbar werde. Er wisse, dass es dort "gewisse Erwartungen" gebe, was die öffentliche Anteilnahme angehe, sagte Altmaier.



Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) war am Montag mit seiner Frau Stephanie zu einem Überraschungsbesuch bei den deutschen Soldaten in Afghanistan geflogen. Moderator Johannes B. Kerner zeichnete dort eine Ausgabe seiner Talkshow für den Sender Sat.1 auf.



Früher Kohlezeichnungen - heute Kerner

Friedrich sagte, es sei ein "wichtiges Zeichen" gewesen, dass Guttenberg die Soldaten bereits zum siebten Mal besucht habe. Auf die Mitnahme seiner Ehefrau Stephanie sei "in sehr unterschiedlicher Weise" reagiert worden. Während die Medien in Deutschland sich "überwiegend unfreundlich eingelassen" hätten, habe es auf der anderen Seite "die Begeisterung unserer Soldatinnen und Soldaten in Afghanistan" gegeben.



Diese unterschiedlichen Reaktionen sollten "uns zum Nachdenken Anlass geben", sagte Friedrich. Er glaube, dass es bei den Soldaten oftmals das Gefühl gebe, "dass in dem Moment, wo sie das Land verlassen, um Richtung Osten zu fliegen, es nur noch ihre Familien sind, die in Gedanken bei ihnen sind und dass sie in der deutschen Öffentlichkeit zu wenig Beachtung finden".



Auch Friedrich kritisierte SPD-Chef Gabriel scharf. "Ich glaube, es ist eine Beleidigung unserer Soldatinnen und Soldaten, dass ihnen Herr Gabriel seine eigene offensichtliche Primitivfantasie unterstellt". Die Begleitung Guttenbergs durch Kerner kommentierte Friedrich außerdem mit den Worten, dass sich die Berichterstattung über die Jahrzehnte verändert habe. Die Kriegsberichterstattung aus dem Ersten Weltkrieg habe sich noch auf Kohlezeichnungen beschränkt. Heute gebe es eben "andere, ganz neue Formen", wie man der heimischen Bevölkerung die Situation verdeutliche.



"An Geschmacklosigkeit kaum zu überbieten"

Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin sagte, eine "solche Inszenierung in einem der schwersten Konfliktherde der Welt ist an Geschmacklosigkeit kaum zu überbieten". Mit der "PR-Aktion" habe Guttenberg die Grenzen seines Amtes überschritten. Guttenberg hätte den deutschen Soldaten lieber erklären sollen, wie lange sie dort noch ihr Leben riskieren müssten, "anstatt sie als Staffage für eine Personality-Show zu nutzen".



Die sicherheitspolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, Elke Hoff, riet Guttenberg "zu mehr Zurückhaltung". Sie empfehle, "die nach wie vor bestehenden Ausbildungs- und Ausrüstungsdefizite bei der Truppe zeitnah zu beheben", sagte Hoff dem "Kölner Stadt-Anzeiger".



Der verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Rainer Arnold, sagte der "Passauer Neuen Presse", Soldaten im Einsatz zu besuchen sei im Prinzip immer gut, noch dazu vor Weihnachten. Er könne allerdings nicht erkennen, dass dies die Aufgabe von Ministergattinnen sei.