Kritik an Karnevalsorden für zu Guttenberg

"Unerträgliche Art von Humor"

Seit 60 Jahren verleiht der Aachener Karnevalsverein seinen "Orden wider den tierischen Ernst". Schon zwei Kölner Dompropste wurden seit 1950 für ihren Humor geehrt, ein Kardinal und immer wieder Politiker. In diesem Jahr fiel die Entscheidung auf Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg – und auf wenig Gegenliebe bei Friedenskämpfern.

 (DR)

Der Aachener Friedenspreisverein kritisierte mit scharfen Worten die geplante Verleihung des Ordens an den CSU-Politiker. "In einer Zeit, in der Deutschlands Soldatinnen und Soldaten am Hindukusch ihr Leben für die wirtschaftlichen Interessen der Kriegsbefürworter einsetzen, ist diese Art von Humor unerträglich", heißt es in einem offenen Brief des Vereins an Guttenberg.



"Die Mehrzahl der deutschen Bevölkerung ist gegen den Krieg in Afghanistan und bringt für Ihr derzeitiges karnevalistisches Engagement überhaupt kein Verständnis auf", schreibt der Vorsitzende Karl Heinz Otten. Er kritisiert "die Grausamkeit dieser närrischen Verharmlosung angesichts der leidenden und getöteten Menschen in Afghanistan" und fragt: "Wie ist es für einen "Verteidigungsminister" möglich, ohne Scham- und Schuldgefühle einen solchen zynischen Akt karnevalistischen Treibens mitzumachen?"



"Bedeutende europäische Friedenstradition"

Guttenberg soll den Orden des Aachener Karnevalsvereins am 19. Februar erhalten und eine närrische Ritterrede halten. Der Verein verleiht den Orden für Humor und Menschlichkeit im Amt. Zur Begründung für die Wahl Guttenbergs hieß es, er sei ein offener, ehrlicher und humorvoller Politiker.



Dazu schreiben die Verleiher des Aachener Friedenspreises, die Stadt Aachen stehe in einer bedeutenden europäischen Friedenstradition und sei dieser Friedensethik verpflichtet. Krieg sei das größte Verbrechen und mit allen Mitteln zu vermeiden, es dürfe keinen erlaubten Krieg mehr geben. An die Adresse Guttenbergs heißt es in dem Brief: "Seien Sie versichert, dass Sie außerhalb des Veranstaltungsortes Eurogress hier in Aachen den weiterdenkenden und friedliebenden Menschen nicht willkommen sind."