SPD-Kirchenbeauftragter Ehrmann im domradio.de-Interview

"Tief verwurzelt in meinem Glauben"

Der neue Beauftragte für Kirchen und Religionsgemeinschaften der SPD-Bundestagsfraktion, Siegmund Ehrmann, begrüßt im domradio-Interview die Entschiedung des Bundesverfassungsgerichts zum Sonntagsschutz gegen den rot-roten Berliner Senat. Seine Partei sieht er spätestens seit dem Godesberger Parteitag von 1959 an der Seite der christlichen Kirchen.

 (DR)

domradio: Was muss ein Abgeordneter mitbringen, um von der Fraktion als Beauftragter für die Kirchen und Religionsgemeinschaften ernannt zu werden?
Ehrmann: Ich verstehe mich als Christ in der politischen Verantwortung und bin auch selbst so geprägt, habe viele Jahre in meiner Jugend im CVJM gearbeitet und bin über dieses Engagement auch zunächst in die Kommunalpolitik gekommen. Von daher fühle ich mich tief verwurzelt in meinem Glauben, in meiner Kirche. Daher habe ich auch mein Interesse bekundet, dass ich gerne den Kontakt auch aus meinem Mandat heraus zu den Kirchen begleiteten möchte. Das ist auf breite Zustimmung gestoßen. Neben dem politischen Mandat übe ich einige kirchliche Ehrenämter schon seit Jahren aus, ich bin Aufsichtsratsvorsitzender eines großen diakonischen Trägers, des Neukirchener Erziehungsvereins, und gehöre der Kreissynode des Kirchenkreises Moers an. Zudem bin ich im Aufsichtsrat des Evangelischen Entwicklungsdienstes EED. Es gibt also viele Bezüge, die ich aus meinem Glauben und der gesellschaftlichen Verantwortung heraus zwischen Politik und Kirche wahrnehme.

domradio: Was kommt nun in Ihrer Funktion als Beauftragter für die Kirchen auf Sie zu?
Ehrmann: Ich bin zunächst der erste Ansprechpartner der Kirchen, dort wo es um das Verhältnis von Staat und Politik zu den Religionsgemeinschaften geht. Von daher suche ich den Kontakt zu den Repräsentanten der unterschiedlichen Kirchen und Glaubensgemeinschaften. Daraus werden sich natürlich Fragen und Problemstellungen ergeben, in gegenseitiger Richtung. Das ist ein offenes Spielfeld, da will ich die Themen jetzt auch nicht setzen. Aber es sind ja einige Dinge durchaus in der Fläche. Wenn ich alleine darüber nachdenke, dass natürlich mit der Frage der Steuerpolitik auch Fragen der sozialen Gerechtigkeit verbunden sind. Das will ich nicht parteipolitisieren, aber das gemeinsame Ringen um ein würdevolles Leben in unserer Gesellschaft ist ja unser Interesse.

domradio: Es gab Zeiten, in denen die SPD der Kirche eher ablehnend gegenüberstand. Wie würden Sie das Verhältnis heute beschreiben?
Ehrmann: Also diese Distanz zwischen Partei und Kirchen ist spätestens seit dem Godesberger Parteitag von 1959 beendet. Seit dieser Zeit finden sich viele Persönlichkeiten, die als Sozialdemokraten tief in den Kirchen verwurzelt sind. Ich sehe da eine Konstanz. Es ist ein ordentliches Verhältnis und es gibt viele persönliche Verknüpfungen, und ich empfinde da auch als bekennender Christ in meiner Partei viel Offenheit und Interesse und einen intensiven Austausch. Es gibt z.B. einen Arbeitskreis Christen in der SPD, da gibt es viele Bezüge.

domradio: Ein wichtiger Punkt zwischen Politik und Kirchen derzeit ist der Sonntagsschutz. In Berlin hat die SPD versucht, die verkaufsoffenen Sonntage auszuweiten. Welche Position vertreten Sie dabei?
Ehrmann: Ich bin dankbar, dass sich die Kirchen entschlossen haben, dieses Thema gerichtlich klären zu lassen, und ich habe das Bundesverfassungsgerichtsurteil mit großem Interesse gelesen. Ich finde das richtig gut, was dort entschieden worden ist, weil die Akzente sehr deutlich zurecht gerückt wurden. Zudem liest es sich in der Begründung des Urteils sehr interessant, wie auch die höchste deutsche Rechtsprechung das Staatskirchenrecht definiert und beschreibt. Insofern ist das eine Berliner Besonderheit, das diese beinahe grenzenlose Ausweitung der Ökonomie auf die Sonntage von dem Senat so forciert wurde. Das musste mal geklärt werden. Das Urteil gibt eine neue Plattform, da sind die Länder jetzt stark gefordert, diese Entscheidung bei ihren Ladenschlussgesetzen zu beachten und umzusetzen. Diese Klarstellung finde ich gut und begrüße sie.

domradio: Heute in einer Woche ist der Heilige Abend? Wie feiern Sie Weihnachten?
Ehrmann: Ich werde zu Hause am Niederrhein in Moers mit meiner Familie feiern, meiner Frau, meiner Tochter und ihrem Freund. Aber auch mit meiner alleinstehenden Schwiegermutter und ihrer Cousine, zwei älteren Damen also, und so werden wir zunächst in den Gottesdienst gehen und anschließend das Weihnachtsfest feiern.

Das Interview führte Heike Sicconi.