Katholischer Medienpreis: Zollitsch ruft Journalisten zu Verantwortungsbewusstsein auf

Nicht nur "mit einem Ohr" hinhören

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz hat Journalisten zu mehr Verantwortungsbewusstsein aufgerufen. "Qualität, Wahrhaftigkeit und das gute Wort zur rechten Zeit" zeichneten eine seriöse Medienarbeit aus, sagte Erzbischof Robert Zollitsch am Montagabend in Bonn bei der Verleihung des Katholischen Medienpreises an die Journalisten Michael Ohnewald und Bert Strebe.

 (DR)

Angesichts einer Gesellschaft, «die sich Kommunikationsgesellschaft nennt, aber oft nur mit einem Ohr hinhört», sei eine kritische und zugleich fundierte Berichterstattung unerlässlich. Zollitsch kritisierte eine oberflächliche Jagd nach Auflage und Quote. Die Einhaltung ethischer Mindeststandards bringe langfristig mehr Erfolg.

Zugleich betonte der Bischofskonferenz-Vorsitzende das Interesse der Kirche, in den Medien Präsenz zu zeigen. Das Gespräch mit der Öffentlichkeit sei wichtig - auch dann, wenn es sich um schwierige Themen handele. «Dabei sollte uns nicht der Mut verlassen, auch neue Wege zu gehen», warb Zollitsch für Aufgeschlossenheit gegenüber den sogenannten neuen Medien. Der Erzbischof verwies auf die positiven Erfahrungen eines Internet-Tagebuchs, das er während seiner Reise nach Nigeria im September geführt hatte. «Es war ein Versuch und der Versuch hat sich, wie ich meine, gelohnt.»

Preisgekrönte Werke: Sterben im Focus
Zollitsch äußerte sich bei der Verleihung des Katholischen Medienpreises. Die Auszeichnung ist mit insgesamt 10.000 Euro dotiert und ging an die Journalisten Michael Ohnewald und Bert Strebe. Ohnewald erhielt den Preis in der Kategorie Printmedien für seinen Artikel «Die Frau aus der Cafeteria», erschienen in der «Stuttgarter Zeitung». Darin macht sich der Autor auf die Suche nach einer Mitarbeiterin, die von einem Tag auf den anderen verschwunden ist. Herausgekommen sei ein besonders einfühlsames Porträt einer Frau, die plötzlich gestorben ist, so die Jury. Ohnewalds Beitrag appelliere zugleich an die Leser, in ihrem Alltag genau hinzuschauen auf die Menschen in der unmittelbaren Umgebung.

Strebe wurde in der Kategorie elektronische Medien für den Hörfunkbeitrag «Das Fenster zum Himmel war offen» geehrt. Das im Norddeutschen Rundfunk ausgestrahlte Radiofeature erzählt die Geschichte des Dirigenten George Alexander Albrecht, der während eines Konzerts zusammenbrach und dabei eine sogenannte Nahtoderfahrung machte. Nach Ansicht der Jury gelang Strebe mit der Wahl seines Gesprächspartners ein Glücksgriff: Spannend, einfach und verständlich berichte der Dirigent von seinen Erfahrungen, auch in der Hospizarbeit, in der er sich seit 2002 engagiert.

Fürst: "Wünsche mir vom Leben geschriebene Geschichten"
Der Katholische Medienpreis wurde in diesem Jahr zum siebten Mal verliehen. Ausgeschrieben wird er von der Bischofskonferenz zusammen mit der Gesellschaft Katholischer Publizisten (GKP) und dem Katholischen Medienverband (KM). Insgesamt hatten die sechs Mitglieder der Jury unter Vorsitz von Medienbischof Gebhard Fürst 165 Filme, Print-Artikel und Internetangebote zu sichten. Im Vorjahr standen 194 Beiträge zur Wahl.

Auch Fürst rief die Journalisten zu einer differenzierten Analyse gesellschaftlicher Vorgänge auf. Gerade der Amoklauf im baden-württembergischen Winnenden habe die Notwendigkeit einer ausgewogenen Berichterstattung gezeigt, sagte der Bischof von Rottenburg-Stuttgart. Er vermisse gelegentlich, dass Medien neben den menschlichen Abgründen auch andere Seiten thematisierten. «Ich wünsche mir vom Leben geschriebene Geschichten, die Mut machen, die dem Verständnis für Menschen dienen, das Verantwortungsbewusstsein stärken und zu einem guten Zusammenleben unterschiedlicher Volksgruppen, Gemeinschaften und Religionen beitragen», so Fürst.