Katholische und Evangelische Kirche wollen Streit beilegen

"Gemeinsamkeiten, nicht Differenzen zeigen"

Nach ökumenischen Irritationen haben sich Spitzenvertreter der Katholischen und Evangelischen Kirche am Mittwochabend in Karlsruhe getroffen. Die Atmosphäre des Gesprächs sei "sachlich" gewesen, erklärte Erzbischof Robert Zollitsch am Donnerstagmorgen. Die Evangelische Kirche habe sich von ihrem umstrittenen Papier distanziert und sich entschuldigt. Im domradio-Interview blickt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz nach vorne. "Als Christen sollen wir geschwisterlich miteinander umgehen."

 (DR)

Bei dem gespräch seien auch die Angriffe auf seine Person zur Sprache gekommen. Es sei schmerzlich, so etwas zu hören, so Zollitsch. Auch sei die Bischofskonferenz "keine zerstrittene Gruppe." Man habe in der Vergangenheit gezeigt, dass man "eine Meinung" vertreten könne.

"Wir haben wieder eine gute Basis für die Ökumene in Deutschland gefunden", sagte Zollitsch. Er kündigte an, die katholisch-evangelischen Kontakte auszubauen. Auch der regelmäßig stattfindende Kontaktgesprächskreis solle intensiviert werden. Bei künftigen Irritationen oder Missverständnissen werde man möglichst bald zum Telefonhörer greifen.

Nun gelte es, den Blick nach vorne zu richten, etwa zum Ökumenischen Kirchentag in München. "Das, was uns verbindet ist größer, als das, was uns trennt", sagte Zollitsch. "Der Kirchentag ist ein Zeichen nach außen. Dort wollen wir nicht Differenzen, sondern Gemeinsamkeiten nach außen zeigen."

Huber: Vertrauen wieder hergestellt
Beide Seiten seien überzeugt, dass das "beschädigte Vertrauen wieder hergestellt werden kann und wird", sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, nach dem dreistündigen Treffen. Man habe sich "offen, konstruktiv und im Geist christlicher Geschwisterlichkeit" ausgetauscht.

Huber bezeichnete ein internes EKD-Thesenpapier, in dem die katholische Kirche in Deutschland als führungsschwach und verunsichert dargestellt wurde, als "Missgriff", den die Kirchenleitung klar zurückgewiesen habe. Die Thesen seien "missbräuchlich und mit krimineller Energie" verbreitet worden. Die evangelische Seite bitte um "Entschuldigung bei allen, die ihre Kirche und sich persönlich durch einzelne anstößige Aussagen beschwert fühlen müssen", sagte Huber.

Hintergrund Thesenpapier
Anlass für das Treffen waren Differenzen, die ein öffentlich gewordenes, eigentlich aber internes Thesenpapier der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ausgelöst hat. Darin beschrieb ein hochrangiger EKD-Verantwortlicher die katholische Kirche in Deutschland als führungsschwach. Papst Benedikt XVI. wurde in dem Papier ein rückwärtsgewandter Kurs unterstellt. Zugleich reklamierte der Verfasser eine intellektuelle Meinungsführerschaft für die evangelische Kirche in Deutschland.

Teilnehmer des Gesprächs waren neben Huber und Zollitsch auf katholischer Seite der Mainzer Kardinal Karl Lehmann, der für Ökumene-Fragen zuständige Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller sowie der Sekretär der Bischofskonferenz, Pater Hans Langendörfer. Evangelischerseits waren die Landesbischöfe Johannes Friedrich (Bayern) und Ulrich Fischer (Baden) sowie Kirchenamtspräsident Hermann Barth in Karlsruhe zugegen.

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