Die Bischöfe kommen zur Herbstvollversammlung nach Fulda

Weltkirchliches und wenig zur Wahl

Wenige Tage vor der Bundestagswahl kommen die katholischen deutschen Bischöfe in Fulda zu ihrer Herbstvollversammlung zusammen. Doch Fragen rund um das Wahlverhalten der Katholiken oder mögliche Koalitionen kommen dort nur am Rande zur Sprache. - domradio.de wird ausführlich bis Donnerstag berichten, u.a. mit einer Live-Übertragung des Eröffnungs-Gottesdienstes am Dienstag.

Autor/in:
Christoph Strack
 (DR)

Bereits Anfang September hatten die Bischöfe ihren Wahlaufruf vorgelegt und eine gerechte Lösung der Wirtschafts- und Finanzkrise, den Erhalt des Sozialstaats und die Förderung von Ehe und Familie angemahnt.

Im Zentrum der Beratungen stehen Überlegungen zur "weltkirchlichen Arbeit" in Deutschland. Damit ist das Engagement der deutschen Katholiken in Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa gemeint. Die Kirche ist stolz auf ihre Hilfe im Ausland, gleichwohl gibt es seit Jahren Überlegungen für eine Neuausrichtung. Und wenn gelegentlich von außen Kritik an dieser weltweiten Arbeit geäußert wird, folgt ein Erschrecken.

Deutschlandweit gibt es viele Träger der katholischen Hilfe. Da sind die großen Hilfswerke Misereor und Adveniat, Missio und Renovabis, Caritas international und Kirche in Not, die - in unterschiedlicher Trägerschaft und mit verschiedenen Schwerpunkten - Jahr für Jahr mehrere hundert Millionen Euro bereitstellen. Mal geht es mehr um klassische entwicklungspolitische Arbeit, mal um die kirchliche Verkündigung. Daneben leisten Ordensgemeinschaften und Verbände zum Teil Beachtliches, und auch die reicheren Diözesen unterstützen in Eigenregie Partnerländer oder Partnerbistümer in ärmeren Weltregionen.

Veränderungen der religiösen Landschaft in Lateinamerika
Beim Studientag lassen sich die 66 Bischöfe von Experten aus der Wissenschaft über Entwicklungen informieren, die im Alltagsgeschäft oft übersehen werden. Da geht es um die Veränderungen der religiösen Landschaft in Lateinamerika, wo missionarische "Pfingstkirchen" und Sekten den etablierten Kirchen Gläubige abwerben, um das Phänomen kulturell-religiös motivierter Konflikte oder um die gerechte Gestaltung der Globalisierung. Ein solcher Studientag, bei dem die Oberhirten in kleinen Gruppen anders diskutieren können als in großer Runde, wird erfahrungsgemäß als Bereicherung empfunden.

Bislang läuft das vielfältige Engagement zum Teil nebeneinander her - daran ändert auch die "Kommission Weltkirche" der Bischofskonferenz wenig. Wie viele hundert Millionen Euro die deutschen Katholiken Jahr für Jahr aufbringen, lässt sich nur schwer sagen. So werden sich die Bischöfe nach dem eigentlichen Studientag mit dem Bericht einer 2006 eingesetzten Steuerungsgruppe "Zur Zukunft der weltkirchlichen Arbeit in Deutschland" befassen. Daneben liegen den Bischöfen Empfehlungen der Kommission vor - beide sollen aufeinander abgestimmt werden. Etliche Anregungen der Steuerungsgruppe machen sich die Bischöfe zu eigen.

"Corporate identity" der weltkirchlichen Arbeit
Klar ist: Es geht mittlerweile allen Beteiligten um so etwas wie eine - neudeutsch gesprochen - "corporate identity" der weltkirchlichen Arbeit. Die Werke sollen stärker zusammenarbeiten - ohne Aufgabe der Alleinstellungsmerkmale und der gewachsenen, auch regionalen Traditionen. Ein gemeinsamer Internetauftritt und ein gemeinsamer Jahresbericht gehören zu den Vorschlägen. Und letztlich sollen die einzelnen Akteure besser wissen, was die anderen tun und lassen.

Doch der Studientag ist nicht alles. Andere aktuelle Fragen, etwa die Vorbereitungen des Ökumenischen Kirchentags 2010 oder redaktionelle Arbeiten an einer Erklärung "Berufen zur caritas", kommen zur Sprache. Nicht in der offiziellen Planung vorgesehen sind indes heiklere Themen, die die katholische Kirche in Deutschland derzeit beschäftigen. Das gilt beispielsweise für den Umgang mit der Piusbruderschaft und für den laufenden Rechtsstreit des Erzbistums Freiburg mit dem Kirchenrechtler Hartmut Zapp, der mit seinem Kirchenaustritt trotz nach eigenem Bekunden bleibend frommer Haltung staatskirchenrechtliche Grundsatzfragen aufwirft.

Manchmal gelingt ein Austausch über solche Themen ja eher im informellen Rahmen. Bei einem Glas Wein oder einer guten Zigarre. Vielleicht auch nach einem Geburtstagsständchen. Am Montag feiert Erzbischof Reinhard Marx in Fulda seinen 56. Geburtstag, am Dienstag wird Erzbischof Ludwig Schick 60.