Kirche ruft zu Frieden im Gazastreifen auf - Neujahr im Vatikan

Friedenssehnsucht der Mehrheit

Mit Friedensappellen hat sich die katholische Kirche an die Konfliktparteien im Gazastreifen gewandt. In seiner Neujahrspredigt rief Papst Benedikt XVI. Israel und die Palästinenser zu einer friedlichen Lösung auf. Die Friedenssehnsucht der großen Mehrheit der Israelis und der Palästinenser setze der massive Gewaltausbruch im Nahen Osten aufs Spiel, warnte Benedikt XVI. vor mehreren Tausend Menschen im Petersdom.

 (DR)

Seine besondere Sorge galt den Christen im Gazastreifen. Mit einem «klugen und weitblickenden Beitrag aller», sei ein Zusammenleben in Frieden, Sicherheit und Würde möglich.

Ähnlich äußerte sich der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Fouad Twal. Militärisches Vorgehen sei niemals eine Lösung, sagte er im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Twal, der Verständnis für den Wunsch Israels äußerte, seine Bürger vor den Attacken der Hamas zu schützen, beklagte zugleich die hohe Zahl der zivilen Opfer. Obwohl Israel angebe, nur genau definierte Ziele anzugreifen, seien doch viele Unschuldige getroffen worden, die nichts mit der radikalen Palästinenserorganisation zu tun hätten.
Die palästinensischen Bewohner des Westjordanlands forderte er auf, Ruhe zu bewahren: «Mehr Intifada schadet uns allen - den Palästinensern mehr als den Israelis.»

Nach Ansicht des Leiters der katholischen Bethlehem-Universität, Robert Smith, hat die Gewalt im Gazastreifen vorerst keine unmittelbaren Auswirkungen auf das Westjordanland. Trotzdem stünden die Menschen regelrecht unter Schock, sagte der aus den USA stammende Smith der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Die israelische Luftoffensive im Gazastreifen bezeichnete Smith als «völlig überzogen». Wenn auch der Raketenbeschuss israelischer Städte durch Hamas-Aktivisten abzulehnen sei, so sei es doch unverhältnismäßig, dafür Hunderte von Menschen zu töten und mehrere Tausend zu verletzen.

Unterdessen bereitet die Caritas Jerusalem Nothilfe für die zivilen Opfer der Kämpfe im Gazastreifen vor. Der Zugang zu den umkämpften Gebieten sei für die Helfer derzeit noch nicht möglich, teilte Caritas International in Freiburg mit. Die medizinische Versorgung der Zivilbevölkerung sei stark gefährdet. Die Caritas appellierte deswegen an die am Konflikt beteiligten Parteien, einen humanitären Korridor einzurichten. Die internationale Gemeinschaft solle zudem ihren Einfluss geltend machen, «damit bestehende Friedensvereinbarungen eingehalten werden».

In den seit Samstag andauernden Kämpfen im Gazastreifen sind unterschiedlichen Angaben zufolge bis zu 400 Personen getötet worden, 1.900 Menschen wurden verletzt.

joh/ast/