Papst mahnt in Weltfriedensbotschaft umfassende Solidarität an

Bedrohung für den Weltfrieden

Papst Benedikt XVI. sieht in der wachsenden Kluft zwischen Reich und Arm eine Bedrohung für den Weltfrieden. In seiner am Donnerstag veröffentlichten Botschaft zum Weltfriedenstag warnt er vor einem Teufelskreis von Not und Konflikten. Notwendig sei eine Globalisierung, die auch den Armen die Möglichkeit eines vernünftigen Wachstums sichere.

 (DR)

Benedikt XVI. beschreibt die aktuelle Wirtschaftskrise als Folge eines extrem kurzfristigen Denkens, das letztlich auch die Profiteure der Finanzeuphorie treffe. Armut sei nicht nur eine Erscheinung materieller Not; gerade in wohlhabenden Gesellschaften gebe es eine «moralische Unterentwicklung». Das Dokument zu dem weltweiten Gedenktag am 1. Januar trägt den Titel «Die Armut bekämpfen, den Frieden schaffen».

Geburtenkontrolle keine Lösung
Energisch wendet sich Benedikt XVI. gegen Geburtenkontrolle als Mittel der Armutsbekämpfung. «Die Vernichtung von Millionen ungeborener Kinder im Namen der Armutsbekämpfung ist in Wirklichkeit eine Eliminierung der Ärmsten unter den Menschen.» Sozialwissenschaftliche Daten zeigten, dass rasches Bevölkerungswachstum auch ein höheres Entwicklungspotenzial bedeuten könne. Ohne Namen zu nennen, verwies er auf neue Wirtschaftsnationen wie China und Indien. Die Bevölkerung sei «ein Reichtum und nicht ein Armutsfaktor».

Mit Blick auf Krankheiten wie Aids in Entwicklungsländern spricht der Papst von «Erpressungen» derer, die wirtschaftliche Hilfen von der Umsetzung einer lebensfeindlichen Politik abhängig machten. Der Kampf gegen Aids verlange eine entsprechende Sexualerziehung bei Jugendlichen. Weiter fordert der Papst eine flexible Anwendung internationaler Patentrechte für Medikamente.

Entwicklungshilfe statt Rüstungswettlauf
Besonders hart geht Benedikt XVI. mit der Rüstungspolitik ins Gericht. Die Militärausgaben gingen zu Lasten der Entwicklungshilfe und verstießen damit gegen die Charta der Vereinten Nationen. Zudem erzeuge der Rüstungswettlauf «Enklaven der Unterentwicklung und der Verzweiflung», von denen neue Konflikte drohten. Erneut verurteilt der Papst auch Spekulationen an den Agrar- und Rohstoffmärkten als Armutsfaktor.

Die Globalisierung könne keinen Frieden schaffen, wenn sie nicht am Ziel einer umfassenden Solidarität ausgerichtet sei, erläutert der Papst. Diese setze einen gemeinsamen Ethikkodex voraus, der nicht nur auf Konventionen beruhen dürfe, sondern naturrechtlich verankert sein müsse. Die Möglichkeit eines vernünftigen Wachstums müsse allen offenstehen. «Die Verzerrungen ungerechter Systeme präsentieren nämlich früher oder später allen die Rechnung», warnt Benedikt XVI.

Auf institutioneller Ebene verlangt er eine Förderung von Mitverantwortung. Statt ausgeprägter Wohlfahrtspolitik seien bessere Bildungsprogramme nötig. Es sei eine Illusion, dass eine Politik der reinen Umverteilung das Problem der Armut lösen könne, schreibt der Papst.