Umweltorganisationen und Hilfswerke enttäuscht über Klimaverhandlungen

"Historische Verschmutzer" in der Pflicht

Am dritten Tag der Weltklimakonferenz auf Bali haben Umweltorganisationen den USA, Japan und Kanada eine harte Haltung gegenüber Entwicklungsländern vorgeworfen. China, Brasilien und Südafrika hätten sich bereiterklärt, mehr zum Klimaschutz beizutragen, erklärten Sprecher des "Klima-Aktions-Netzwerks", dem 430 Organisationen weltweit angehören, am Mittwoch auf Bali. Dies werde von einigen Industrieländern jedoch nicht ernst genommen. Diese "historischen Verschmutzer" sollten mehr in die Pflicht genommen werden.

 (DR)

"Wir sind sehr enttäuscht", sagte die Präsidentin von "Friends of the Earth", Meena Raman. Sie kritisierte besonders die Weigerung einiger Industriestaaten, den Schwellen- und Entwicklungsländern bei ihrem Wunsch nach mehr Technologietransfer entgegen zu kommen. Dabei seien schon die Verpflichtungen hierzu aus dem Kyoto-Protokoll nicht erfüllt worden. Stattdessen versuchten die USA, Japan, Kanada und auch Australien, die Länder des Südens zu weiteren Zugeständnissen zu bewegen.

Der Europa-Direktor des "Klima-Aktions-Netzwerks", Matthias Duwe, unterstrich, dass die Industrieländer als "historische Verschmutzer" der Atmosphäre in der Verantwortung stünden, ihre Treibhaus-Emissionen weiter stark zu verringern. Der Vorschlag, über eine Reduktion bis 2020 um 25 bis 40 Prozent zu verhandeln, sollte von allen Industrieländern unterstützt werden.

Auf der bis 14. Dezember dauernden Klimakonferenz verhandeln Regierungsvertreter von 190 Staaten zunächst auf Expertenebene, bevor in der nächsten Woche die Umweltminister anreisen. Die Konferenz soll die Weichen für ein Folge-Abkommen zum Kyoto-Klimaschutz-Protokoll für die Zeit nach 2012 stellen. Auf Bali soll der Startpunkt für die Verhandlungen darüber gesetzt werden.

Kirchen verlangen entschiedenen Klimaschutz
Zum Auftakt der UN-Klimakonferenz hatten auch Kirchenvertreter konkrete Maßnahmen für den Klimaschutz angemahnt. "Um ein angemessenes und gerechtes Klimaschutzabkommen für die Zeit nach 2012 zu sichern, müssen die Regierungen ein neues Verständnis des Begriffs der Gerechtigkeit entwickeln", heißt es in einem am Montag in Hannover veröffentlichten Schreiben der anglikanischen Kirche, der lutherischen Kirche Schwedens sowie der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Gerechtigkeit gehe über nationale Interessen hinaus und nehme Klima als "globales öffentliches Gut" in den Blick.

Der Brief der Kirchen ist an den derzeitigen EU-Ratspräsidenten, Portugals Regierungschef Jose Socrates, sowie an EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso gerichtet. Unterzeichner sind der anglikanische Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams, der schwedische Erzbischof Anders Wejryd sowie der EKD-Ratsvorsitzende Bischof Wolfgang Huber.

Der Klimawandel erfordere mehr, als sich nur gegen die Umweltzerstörung einzusetzen, heißt es in dem Schreiben. "Er erfordert auch, die Armut zu bekämpfen und für die Sicherheit der Menschen zu sorgen." Ein neues Gerechtigkeitsverständnis könne das Verhältnis zwischen den Menschen sowie zur Natur verändern. Die Geistlichen begrüßen die "kreativen Anstrengungen", die gegenwärtigen Klimadiskussionen auf ein solches Verständnis hin zu orientieren. Jeder Mensch habe das gleiche Recht, die natürlichen Ressourcen der Erde nachhaltig zu nutzen. Der Brief wurde auch den Regierungschefs in Großbritannien, Schweden und Deutschland sowie UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zugeleitet.

Mehr zum Thema