Baupläne werden öffentlich ausgelegt

Aufschub für umstrittenen Tempelberg-Bau

Jerusalems Bürgermeister Uri Lupoliansky hat nach heftigen muslimischen Protesten den Bau eines neuen Fußgängeraufgangs zum Tempelberg verschoben. Zunächst sollten die Kritiker des heiklen Projekts die Gelegenheit erhalten, die Pläne zu begutachten, sagte sein Sprecher. Die Entscheidung trage der "Sensibilität des Themas Rechnung" und sei in Abstimmung mit muslimischen Vertretern Ostjerusalems gefasst worden.

 (DR)

Allerdings würden die bereits begonnenen archäologischen Ausgrabungen am Fuß des für Muslime und Juden heiligen Tempelberges fortgesetzt, sagte der Sprecher weiter. Wegen der Grabungen war es in den vergangenen Tagen zu Massenprotesten in den palästinensischen Gebieten und zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der israelischen Polizei gekommen. Muslime warfen den israelischen Archäologen vor, die Stabilität der El-Aksa-Moschee zu gefährden und unter den Tempelberg vorzustoßen.

Israels Ministerpräsident Ehud Olmert hatte noch am Sonntag betont, die Bauarbeiten wie geplant fortsetzen zu wollen. Die heiligen Stätten der Muslime seien von den Grabungen in keiner Weise betroffen, so Olmert.

Transparenz der israelischen Pläne
Lupoliansky betonte nun, er habe die Entscheidung die Bauarbeiten zu verschieben, zusammen mit dem für die heiligen Stätten in Jerusalem zuständigen Rabbi Samuel Rabinovitz getroffen. Damit solle der von Muslimen geäußerten Verdacht ausgeräumt werden, dass Israel mit den Grabungen Eingriffe in das Erdreich unterhalb der Moschee und eine Verstärkung der jüdischen Präsenz bei den heiligen Stätten des Islam plane.

Sprecher radikalen jüdischer Siedlerorganisation hatten zuvor die Regierung aufgefordert, dem Druck der Muslime nicht nachzugeben und den Tempelberg wieder für das jüdische Gebet zu öffnen.

Namhafte Kirchenvertreter der Stadt erklärten sich am Wochenende mit den protestierenden Muslimen solidarisch. Bei einem Besuch auf dem Platz vor der Moschee forderten die orthodoxen, katholischen, lutherischen und anglikanischen Bischöfe einen Stopp sämtlicher Grabungsarbeiten. Archäologische Ausgrabungen können warten - der Friede nicht", sagte der lateinische Patriarch Michel Sabbah.

Alter Aufgang eingestürzt
Mit den israelischen Grabungen soll neben der archäologischen Erkundung ein Fundament für den Bau eines neuen Aufgangs zum Platz vor der El-Aksa-Moschee geschaffen werden. Die alte Rampe war vor vier Jahren zum Teil eingestürzt und durch eine provisorische Holzkonstruktion ersetzt worden.