Was Sie über Friedrich Merz wissen müssen

Im dritten Anlauf zum CDU-Bundesvorsitzenden

Friedrich Merz / © Henning Kaiser (dpa)
Friedrich Merz / © Henning Kaiser ( dpa )

Friedrich Merz wird neuer Vorsitzender der CDU Deutschland. Offiziell ab 1. Februar, denn das digitale Votum muss noch per Briefwahl rechtsverbindlich bestätigt werden. Der 66-Jährige zeigte sich bewegt von der großen Zustimmung von knapp 95 Prozent. Dies galt nach den drei Jahre andauernden Personalquerelen nicht als selbstverständlich. Auch die hohe Zustimmung zu seinem Kandidaten Mario Czaja im Amt des Generalsekretärs mit knapp 93 Prozent konnte er als Vertrauensbeweis werten.

Der im Sauerland geborene Rechtsanwalt, Unternehmensberater wird damit zehnter Vorsitzender der Christdemokraten und tritt die Nachfolge von Armin Laschet an. Schon beim vorausgehenden erstmaligen Mitgliederentscheid in der Parteigeschichte hatte sich der Katholik mit deutlicher Mehrheit gegen seine Mitbewerber, den Außenpolitiker Norbert Röttgen und den Ex-Kanzleramtschef Helge Braun, durchgesetzt.

Zurück auf der Bühne

Bereits beim Parteitag 2018 hatte Merz sich nach Merkels Rückzug von der Parteispitze um den Vorsitz beworben, war aber Annegret Kramp-Karrenbauer unterlegen. 2021 scheiterte er an Laschet.

Bei den Bundestagswahlen im September zog Merz nach einer über zehnjährigen Pause wieder in den Bundestag ein und gewann das Direktmandat im Hochsauerlandkreis. Der CDU gehört er seit seiner Gymnasialzeiten an. 1989 wurde er für seine Partei in das Europäische Parlament gewählt. 1994 wechselte er mit einem Direktmandat in den Bundestag. Im Februar 2000 wurde er als Nachfolger Wolfgang Schäubles (CDU) Vorsitzender der Unions-Bundestagsfraktion und damit Oppositionsführer. Schäuble gilt als sein großer Förderer.

Wie es zum Ausstieg aus der Politik kam

Nach der verlorenen Bundestagswahl 2002 beanspruchte Angela Merkel als CDU-Parteivorsitzende auch den Fraktionsvorsitz. Merz sah seinerzeit seine politischen Karrierechancen schwinden, trat 2004 zurück und widmete sich ganz der Tätigkeit als Rechtsanwalt und später Unternehmensberater, mit Posten in zahlreichen Aufsichtsräten. Zuletzt war er Aufsichtsratsvorsitzender und Lobbyist von BlackRock Deutschland, einem der weltweit größten Vermögensverwalter.

Bekannt wurde Merz mit seinem Vorschlag einer radikal vereinfachten Steuererklärung im Bierdeckelformat. Im Jahr 2000 prägte er den Begriff der "deutschen Leitkultur" gegenüber "grünem Multikulti". Als Abgeordneter stimmte er für strengere Regelungen bei der Abtreibung und in der jüngsten Debatte gegen eine Aufhebung des Werbeverbots für Schwangerschaftsabbrüche. Allerdings betont er inzwischen auch liberale gesellschaftspolitische Positionen etwa gegenüber Lesben und Schwulen in der Union.

Erst Anti-Merkel nun zurück in die Mitte

Der Sohn eines Richters galt lange als Vertreter konservativer und wirtschaftsnaher Positionen und als Hoffnungsträger der Merkel-Kritiker. Viele erhofften sich von ihm einen deutlichen Kurswechsel nach der 16-jährigen Kanzlerschaft Merkels. Ihr hatte er lange eine inhaltliche Entkernung der Partei vorgeworfen.

Beim Mitgliederentscheid bemühte er sich dann um eine Neupositionierung in Richtung Mitte. Bei seiner Vorstellungsrede auf dem Parteitag nannte er nun als besondere Aufgabe die Bewältigung des Klimawandels, die Sicherheitspolitik und die Sozialpolitik. Zugleich bemühte er sich, allen Flügeln in der Partei gerecht zu werden und appellierte an die Einheit der Partei. Dabei verortete er die CDU als Partei der bürgerlichen Mitte und der Familie.

Der groß gewachsene dreifache Familienvater hat vier Enkelkinder. Er ist Mitglied einer katholischen Studentenverbindung, des heimischen Schützenvereins und der Kolpingsfamilie. Aufgewachsen ist er in einer konservativen Juristenfamilie in Brilon, wo der Großvater 20 Jahre lang Bürgermeister war und zum Vorbild für politisches Engagement wurde. Für den bekennenden Wertkonservativen gilt das christliche Menschenbild als Grundlage der Politik. Im Sinne des eigenen Selbstverständnisses als Christen sei die CDU demütig und bescheiden, "weil wir auf unserer Welt immer nur die vorletzte Antworten geben", betonte er auf dem Parteitag. (Christoph Scholz/KNA/23.01.2022)