Warschauer Ghetto und Ghettoaufstand

Aufstand im Warschauer Ghetto am 19. April 1943 (dpa)
Aufstand im Warschauer Ghetto am 19. April 1943 / ( dpa )

Am 12. Oktober 1940, dem jüdischen Feiertag Jom Kippur, kündigten Lautsprecherdurchsagen in Warschau die Schaffung eines Ghettos an. Knapp einen Monat später, am 16. November, wurde das Ghetto abgeriegelt. Mehr als 380.000 Menschen, ein Drittel der Einwohner der Stadt, mussten sich mit knapp 3,5 Quadratkilometern weniger als 2,4 Prozent des Stadtgebiets teilen, umgeben von Mauer und Stacheldraht. Ins Ghetto gebrachte jüdische Flüchtlinge aus dem Umland ließen im März 1941 die Bevölkerung auf 445.000 angsteigen.

Bis zum Beginn der Massendeportationen nach Treblinka im Juli 1942 starben in dem größten Sammellager seiner Art 100.000 Menschen. In ihrem Verlauf wurden weitere 260.000 Ghettobewohner deportiert und ermordet, die Bevölkerung des Ghettos sank auf knapp 60.000, das Gebiet des Ghettos wurde stark verkleinert. Die Verbliebenen widmeten sie sich dem Aufbau eines Untergrundes, der im April 1943 die größte Widerstandsaktion gegen die Judenvernichtung begann. Vom 19. April

1943 - dem Vorabend des jüdischen Pessachfestes und einen Tag vor Hitlers Geburtstag - kämpften die Untergrundorganisationen über einen Monat gegen Versuche der deutschen Nationalsozialisten, ins Ghetto vorzudringen. Ein paar Hundert schlecht bewaffnete Widerständler kämpfen gegen rund 3.000 SS-Männer, die die engen Straßen des Ghettos mit unvergleichlichem Terror durchziehen. Der große Aufstand endete mit der Auslöschung des Viertels am 16. Mai 1943. Wenigen Überlebenden Ghettokämpfern gelingt die Flucht, ein großer Teil begeht Suizid. (kna)