Wannsee-Konferenz

Massenmord in nur 90 Minuten geplant

Berliner Gedenkstätte "Haus der Wannsee-Konferenz / © Marko Priske (epd)
Berliner Gedenkstätte "Haus der Wannsee-Konferenz / © Marko Priske ( epd )

Trotz ihrer kurzen Dauer von nur 90 Minuten kommt der "Wannsee-Konferenz" große Bedeutung für die Realisierung des nationalsozialistischen Völkermords an den Juden Europas zu.

An der Besprechung am 20. Januar 1942 mittags um zwölf Uhr nahmen auf Einladung des Chefs der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes SD, SS-Obergruppenführer Reinhard Heydrich, 14 weitere Vertreter der SS, der NSDAP und verschiedener Ministerien teil.
Ort war das damalige Gästehaus für SS und Polizei am Großen Wannsee im Südwesten Berlins. Die schlossartige Villa war 1915 für einen Fabrikanten errichtet worden. Protokollführer der Konferenz war der Leiter des "Judenreferates" im Reichssicherheitshauptamt, SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann.

Ziel der Besprechung war es, die Leitungsebene des gesamten NS-Staatsapparates in die Vorbereitung des Holocausts einzubinden. Damit sollten auch bis dahin bestehende Meinungsverschiedenheiten
über die praktische Umsetzung des bereits im Sommer 1941 begonnenen Massenmords beigelegt werden.

Eichmanns Protokoll wurde als «Geheime Reichssache» eingestuft und benennt "die Endlösung der Judenfrage" als Thema der Besprechung. Demnach sollten die auf rund elf Millionen bezifferten Juden Europas nach Osteuropa deportiert und dort "entsprechend behandelt werden", sofern sie nicht sowieso "durch natürliche Verminderung ausfallen", wie es im NS-Jargon hieß. Aus dem Ergebnisprotokoll geht hervor, dass bereits vor der Konferenz an höchster Stelle entschieden wurde, die Deportationen in die Todeslager zu einem systematischen Völkermord
auszuweiten.

Nach jahrzehntelangem Widerstand wurde 1992 am historischen Ort der "Wannsee-Konferenz" eine Gedenk- und Bildungsstätte eingerichtet. (epd)