Territorialabtei Wettingen-Mehrerau

Die Benediktiner-Abtei Wettingen-Mehrerau am Bodensee lugt hinter den Bäumen hervor (shutterstock)
Die Benediktiner-Abtei Wettingen-Mehrerau am Bodensee lugt hinter den Bäumen hervor / ( shutterstock )

Die Geschichte der Territorialabtei Wettingen-Mehrerau reicht bis ins 11. Jahrhundert zurück. Im Jahr 1095 gründete die Familie des Grafen Ulrich X. das Kloster in der Au am See "Mehrerau" in Bregenz als Benediktinerkloster, nachdem der Versuch im benachbarten Andelsbuch fehlschlug. Der Graf ließ es mit Mönchen aus Petershausem bei Konstanz im Sinne der Hirsauer Reform besiedeln. 

Für die Menschen rund um Bregenz war die Klostergründung ein Segen: Ganz im Sinne der Verbreitung und Festigung des christlichen Glaubens bauten die Mönche Kirchen und Siedlungen. Sie kultivierten das Land und machten es fruchtbar. Die Gegend florierte und wurde zu einem wichtigen Standort am Bodensee. 

Schicksalsjahre eines Klosters

Es folgten ein paar Schickasalsschläge. Den ersten Schicksalsschlag erlitt das Kloster 1405, als im Appenzellerkrieg das Kloster geplündert und teilweise zerstört wurde. Doch die Mönche bauten ihr Kloster wieder auf und fanden neue Wege der Bewirtschaftung: 

Sie ließen Großhöfe entstehen, die Mönche wurden zu Lehrmeistern. Eine Schule in Lingenau entstand. Zahlreiche Schenkungen von Grafen aber auch von Laien und Mönchen bescherten dem Kloster im 15. Jahrhundert den Höchststand an Grundstücken in Vorarlberg, Deutschland und der Schweiz. 

Im Zuge der Säkularisierung wurde der Konvent am 1. August 1806 per königlich bayrisches Aufhebungsedikt aufgelöst. Der Kirchturm wurde gesprengt, die Kirche geschliffen und alles, was man gebrauchen konnte, verkauft. Steine von Kirche und Kirchturm etwa wurden für den Bau des Lindauer Hafens verwendet. 

Wettingens Zisterzienser erneuern das Kloster Mehrerau

Rund 50 Jahre später die Wende: Schweizer Zisterzienser kauften 1854 das zerstörte und verlassene Kloster Mehrerau. Aufgrund politischer Wirren waren sie von liberalen Mächten aus ihrem Kloster Wettingen vertrieben worden und über Werthenstein und Bounas an den Bodensee gelangt.

Für den Wettinger Abt Leopold Höchle und seine Mönche musste es überwältigend gewesen sein, als sie über die Grenze St. Margrethen/Höchst kamen. Denn ein Festzug aus Bregenzern und Schulkindern begleiteten sie zur neuen Heimstatt und alle feierten ein großes Freudenfest.

Die Territorialabtei Wettingen-Mehrerau entsteht

In den folgenden Jahren tat sich vieles in Bregenz: Noch im gleichen Jahr eröffnneten die Zisterzienser eine Lateinschule, aus der später das Collegium Bernardi mit Gymnasium, Handelsschule und Internat für Jungen heranwächst.

Das Kloster bekam regen Zuspruch. Durch den Eintritt vieler Mönche und Laienbrüder wuchs die Gemeinschaft, sodass die Abteien Marienstatt und Stićna wiederbesiedelt werden können. 

Dann bringen Wettinger Mönche das vom Heiligen Stuhl verliehene Recht der Teritorialabtei in die Mehrerau mit. 1439 verliehen die Konzilsväter von Basel Abt Rudolf Wülfflinger und seinen Nachfolgern dieses Recht der Selbstständigkeit. 

Schon damals sind sich die Mönche ihrer gesellschaflichen und wirtschaftlichen Verantwortung bewusst und geben ihr Wissen an die Bevölkerung weiter. 1920 übernahm das Kloster die Führung der landwirtschaftlichen Fachschule für Vorarlberg. Drei Jahre später entsand das Belegspital "Sanatorium Mehrerau". Die Tischlerei nahm ihren Betrieb auf und der land- und forstwirtschaftliche Betrieb sicherte die Versorgung mit Lebensmitteln. Die Mönche errichteten das neuromanische Gotteshaus, das bis heute steht.

Heute bewohnen elf Mönche das Kloster. Prior ist seit 1998 Pater Henrik.