Rohingya

Rohingya-Flüchtlingskind im Lager in Bangladesch / © Kay Nietfeld (dpa)
Rohingya-Flüchtlingskind im Lager in Bangladesch / © Kay Nietfeld ( dpa )

Als "Rohingya" bezeichnen sich die rund eine Million Muslime in Myanmars Teilstaat Rakhine (ehemals Arakan). Etwa eine weitere Million Rohingya leben als Flüchtlinge in Nachbarländern. Sie verstehen sich selbst als eigenständige ethnisch-religiöse Gruppe und gelten als eine der am stärksten verfolgten Minderheiten der Erde.

Staatliche Stellen in Myanmar vermeiden die Bezeichnung Rohingya und sprechen stattdessen von "Bengalis", die illegal aus dem benachbarten Bangladesch eingewandert seien.

Seit der Unabhängigkeit Myanmars 1948 verließen wegen anhaltender staatlicher Unterdrückung Hunderttausende Rohingya das Land. Sie gelten daher nicht als Staatsbürger und sind Willkür von Polizei, Militär und Behörden weitgehend schutzlos ausgeliefert.

Seit Beginn der politischen Reformen in Myanmar 2011 hat sich die Lage der Rohingya zusehends verschlechtert. 2012 löste die militante buddhistische Bewegung Ma Ba Tha eine Gewaltwelle gegen die Rohingya aus. Zudem wurde der Minderheit das Wahlrecht genommen. Keine Partei - auch nicht die Nationale Liga für Demokratie (NLD) von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi - stellte zur Parlamentswahl im November 2015 muslimische Kandidaten auf.

Seit Oktober 2016 geht die Armee Myanmars wegen angeblicher Angriffe auf Grenzposten mit kompromissloser Härte gegen die Rohingya vor. Die Vereinten Nationen sprechen von "Völkermord" und "Verbrechen gegen die Menschlichkeit". (kna)

Für die Vereinten Nationen gehören die überwiegend muslimischen Rohingya zu den am stärksten verfolgten Minderheiten weltweit. Im mehrheitlich buddhistischen Myanmar gibt es offiziell 135 ethnische Minderheiten und Volksgruppen. Doch die Rohingya sind nicht als solche anerkannt. Das umstrittene Staatsbürgerschaftsgesetz von 1982 machte die Rohingya faktisch staatenlos. Stattdessen gelten sie als illegale Einwanderer aus Bangladesch. Dabei leben viele schon seit Generationen im westlichen Bundesstaat Rakhine, einige womöglich sogar seit dem 8. Jahrhundert. 

In der Region im Westen Myanmars lebten etwa 1,3 Millionen Rohingya, bevor Ende der 1970er und Anfang der 1990er Jahre Hunderttausende vor Verfolgung und Terror nach Bangladesch flohen. Längst nicht alle kehrten zurück. Seit einer neuen brutalen Militäroffensive von Ende August 2017 suchten über 740.000 Rohingya Schutz im Nachbarland. UN und Menschenrechtler werfen Myanmars Armee Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor. Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi und ihre zivile Regierung haben die Offensive wiederholt verteidigt.

Die Anzahl der in Rakhine verbliebenen Rohingya wird auf 500.000 bis 600.000 geschätzt. Dort sind sie weiterhin systematischer Verfolgung ausgesetzt. (epd, 24.08.2020)