"Red Hand Day" macht zum 20. Mal auf Kindersoldaten aufmerksam

Waffenexport als zentrales Problem

Jedes Jahr am 12. Februar ist der internationale Tag gegen den Einsatz von Kindersoldaten. / © joeni91 (shutterstock)
Jedes Jahr am 12. Februar ist der internationale Tag gegen den Einsatz von Kindersoldaten. / © joeni91 ( shutterstock )

Meistens sind es Entführungen, die am Anfang des Grauens stehen. Bewaffnete holen Kinder weg, vom Schulweg oder bei Überfällen auf ihr Zuhause. Während die Erwachsenen dabei getötet werden, werden die Kinder in ein neues Leben gedrängt, als Sklaven, als Soldaten.

"Ich hatte Angst, aber wenn ich den Mann nicht töten würde, würden sie mich umbringen. Also habe ich ihn getötet", so nur eins von vielen Zeugnissen, dass das UN-Kinderhilfswerk Unicef im Laufe der Jahre eingesammelt hat.

Ob in Somalia, dem Südsudan, Jemen, der Demokratischen Republik Kongo oder Syrien - der Missbrauch von Kindern als Soldaten ist überall da bittere Realität, wo Armut und Hunger herrschen, es keine Sicherheit vor Überfällen gibt und keinen funktionierenden Staat, der dagegen einschreiten kann. Auch Myanmar, Afghanistan und Kolumbien sind inzwischen verstärkt in diese Kategorie gekommen.

Schätzungen gehen von rund 250.000 Kindern aus, die derzeit in bewaffneten Konflikten eingesetzt sind, wobei nach Angaben von Unicef genaue Zahlen kaum zu ermitteln sind. Dabei werden nicht nur Kinder gezählt, die aktiv kämpfen, sondern auch solche, die gezwungen werden, andere Dienste für militärische Gruppen zu verrichten. So fallen auch Mädchen, die als Kinderfrauen festgehalten werden, unter diese Definition.

Die, die dieser Kindheit entkommen können, kämpfen später damit, das Erlebte zu verarbeiten. Der Weg zurück in die Gesellschaft ist schwierig, da neben der psychosozialen Betreuung auch der Zugang zu Ausbildungsmöglichkeiten sowie die Reintegration in Familienverhältnisse große Hürden darstellen.

Auf das Schicksal der Kindersoldaten macht seit nunmehr 20 Jahren der Internationale Tag gegen den Einsatz von Kindersoldaten aufmerksam. Bei dessen Erstausrichtung am 12. Februar 2002 in Genf benutzten Kinder- und Menschenrechtsorganisationen das Symbol einer roten Hand, um ihr Anliegen sinnbildlich darzustellen. Daher wird der Aktionstag auch als "Red Hand Day" bezeichnet.

Anlass war damals das Inkrafttreten des sogenannten Kindersoldaten-Zusatzprotokolls der UN-Kinderrechtskonvention. Darin haben sich bislang 172 UN-Mitgliedsstaaten verpflichtet, keine Jugendlichen unter 18 Jahren zum Dienst an der Waffe zu rekrutieren.

In diesen 20 Jahren habe das Zusatzprotokoll schon einiges bewirkt, erklärt die UN. Demnach wurden rund 170.000 Minderjährige aus Armee und anderen bewaffneten Gruppierungen befreit. Die Mitgliedsstaaten dürften nun nicht nachlassen und müssten weiter politisches und finanzielles Engagement leisten, um "diese Spirale der Gewalt zu beenden". Zudem müssten die Mitgliedsstaaten, die das Zusatzprotokoll bislang nicht unterzeichnet haben, dem nachkommen.

Zuletzt wurde das Problem auch durch die Corona-Pandemie verschärft. Schulschließungen haben in vielen Ländern den Kindern einen wichtigen "Schutzraum" genommen, sagt Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD). Der Besuch von Schuleinrichtungen könne dafür sorgen, dass Kinder erst gar nicht rekrutiert würden.

Doch machen Menschenrechtler und Hilfsorganisationen als generelles Problem zuallererst den weltweiten Waffenhandel aus: "Die Verfügbarkeit dieser Waffen macht es erst möglich, dass dort Kinder und Jugendliche zum kämpfen in Armeen oder bewaffneten Gruppen gezwungen werden", betont der Präsident des katholischen Hilfswerks missio Aachen, Dirk Bingener.

So gerät auch Deutschland für seinen Rüstungsexport in die Kritik. "Exporte von Kleinwaffen und Munition müssten gesetzlich etwa ganz verboten und dringend gestoppt werden", fordern die Menschenrechtsorganisation terre des hommes Deutschland und das globale Netzwerk "Stop the arms trade" (GN-STAT). "Die traurige Realität ist, dass deutsche Kleinwaffen und Munition in großen Mengen über andere Länder in Kriegsregionen und in die Hände von Kindern gelangen."

(Johannes Senk/KNA/12.02.2022)

Fotos
Die Hand eines Kindes nimmt ein automatisches Gewehr mit Waffen vom Tisch. Nahaufnahme. / © ya_create (shutterstock)