Missbrauch in Mecklenburg laut Studie oft in kirchennahen Räumen

Abschlussbericht der Missbrauchsstudie in Mecklenburg / © Michael Althaus (KNA)
Abschlussbericht der Missbrauchsstudie in Mecklenburg / © Michael Althaus ( KNA )

In der katholischen Kirche in Mecklenburg ist sexualisierte Gewalt an jungen Menschen häufig in kirchennahen Räumen wie der Kirche, Sakristei oder im Beichtstuhl verübt worden. Die Opfer waren zu Beginn des Missbrauchs im Schnitt zehn Jahre alt, sagte die Leiterin des Forschungsteams, die Ulmer Psychiaterin Manuela Dudeck, bei der Vorstellung der knapp 150 Seiten umfassenden Studie über Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche Mecklenburgs in Schwerin.

Von 40 ermittelten Betroffenen hatten sich laut Dudeck zehn Männer und drei Frauen zu Interviews bereit erklärt. Darin berichteten sie sowohl über sexuellen Missbrauch mit und ohne Körperkontakt wie auch über teils brutale körperliche Gewalt. Die durchschnittlichen Zeiträume, in denen die Kinder und Jugendlichen derartige Gewalt erlitten, betrug gut fünf Jahre.

Die Studie der Universität Ulm untersuchte Fälle sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen durch katholische Priester und andere Personen im Dienst der katholischen Kirche in der Zeit von 1946 bis 1989. Auf dem Gebiet des damaligen Bischöflichen Amtes Schwerin, das heute zum Erzbistum Hamburg gehört, war es laut früheren Untersuchungen zu teilweise besonders schweren Fällen gekommen.

Studienleiterin Dudeck geht von einer hohen Dunkelziffer weiterer Betroffener aus. Viele seien weggezogen, gestorben oder wollten aus verschiedenen Gründen nichts sagen. Die Forscherinnen hatten rund 1.500 kirchliche und staatliche Akten eingesehen - darunter 12 Stasi-Akten - sowie Gespräche in Gemeinden geführt.

Auftrag der Forscher war es, Erfahrungen von Betroffenen zu dokumentieren, Taten in den geschichtlichen Zusammenhang einzuordnen sowie begünstigende Strukturen aufzuzeigen. Laut Erzbistum Hamburg als Auftraggeber handelt es sich um die erste Missbrauchsstudie speziell zur katholischen Kirche in der DDR. (kna/24.02.2023)