Misereor: Politische Krise in Niger beeinträchtigt Helfer

Pirmin Spiegel, Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks Misereor / © Gordon Welters (KNA)
Pirmin Spiegel, Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks Misereor / © Gordon Welters ( KNA )

Die Arbeit von Entwicklungshelfern wird nach dem Putsch in Niger aus Sicht des Hilfswerks Misereor immer schwieriger. Der Zugang zu benachteiligten Bevölkerungsgruppen in abgelegenen Regionen werde komplizierter und riskanter, sagte Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel laut Redemanuskript am Donnerstag in Berlin. Ausrüstung, Strom und Treibstoffe würden knapper. Immer wieder gebe es Angriffe auf Mitarbeiter und Versuche bewaffneter Gruppen, an Fahrzeuge und Material der Hilfswerke zu gelangen.

Zugleich mahnte Spiegel Europa bei solchen Konflikten zu Zurückhaltung. Es gelte, die Souveränität jener Länder zu respektieren, "die nach eigenen Lösungen für ihre inneren Widersprüche suchen, auch im Verbund mit größeren regionalen Bündnissen", sagte er mit Blick auf die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS).

Bei der Misereor-Jahresbilanzpressekonferenz sagte Spiegel, politische Krisen und die Klimakrise mit Dürren und Überschwemmungen träfen vor allem Menschen in Ländern mit ohnehin hoher Armutsquote. Das Ziel, den Hunger weltweit zu beseitigen, sei momentan weit entfernt. Der Kampf gegen den Hunger sei aber kein Mengenproblem, sondern eine politische Frage, um die Folgen sozialer und wirtschaftlicher Ungleichheit zu beseitigen.

"Darauf zu vertrauen, unser Leben und Produzieren könne im Wesentlichen unverändert weitergehen, wenn wir nur moderne, regenerative Technologien anwenden, ist ein Trugschluss", so Spiegel. Es komme auch in der persönlichen Haltung auf eine "Ethik der Sorge und Achtsamkeit, der Solidarität und Verantwortung, eine Ethik der Genügsamkeit" an.

Misereor unterstützte 2022 nach eigenen Angaben gemeinsam mit gut 1.800 Partnerorganisationen vor Ort etwa 3.200 Projekte in 86 Ländern der Erde. 61,7 Millionen Euro Spenden habe Misereor dafür erhalten. Insgesamt standen dem katholischen Hilfswerk mit weiteren Mitteln des deutschen Entwicklungsministeriums demnach 241,5 Millionen Euro für die weltweite Entwicklungsarbeit zur Verfügung. Der Schwerpunkt liege auf Hilfsprojekten sowie Bildungs- und Lobbyarbeit für Menschen in Ländern des Globalen Südens. (KNA/17.08.23)