Mennoniten und Täufer

Das Bethaus der Mennoniten-Gemeinde / © Marius Becker (dpa)
Das Bethaus der Mennoniten-Gemeinde / © Marius Becker ( dpa )

Die Mennoniten sind eine im 16. Jahrhundert entstandene Religionsgemeinschaft, die nach dem niederländisch-friesischen Theologen Menno Simons (um 1496-1561) benannt wurde. Die heutigen Mennoniten sind Nachfahren der Täufer-Bewegung, die auch als "linker Flügel" der Reformation gilt. Im Jahr 1525 wurde in Zürich die erste Glaubenstaufe der Täuferbewegung gefeiert. Die Täufer setzten sich für radikalere soziale Reformen im Christentum ein, als etwa die Reformatoren Luther und Zwingli. Am 10. Oktober wird das internationale Jubiläum "Gewagt! 500 Jahre Täuferbewegung 1525-2025" gestartet.

Die Mennoniten sind eine der historischen Friedenskirchen, weil sie schon früh gegen jede Form von Krieg und Gewalt ihre Stimme erhoben. Kennzeichen der Gemeinden ist die Taufe von mündigen Menschen statt von Kleinkindern. Wenn eine Person in die Gemeinde eintritt, die als Kind getauft wurde, sei die Bekenntnistaufe jedoch keine Bedingung, heißt es in einer Stellungnahme. Der verbreitete Begriff "Wiedertäufer" wird von den Mennoniten als polemisch zurückgewiesen.

Die Mennoniten-Gemeinden lehnen kirchliche Ämterhierarchien ab, die Ortsgemeinde ist weitestgehend autonom. Zudem wird eine klare Trennung von Kirche und Staat befürwortet. Höchste Autorität ist die Bibel. Radikale und fanatische Formen der Täufer-Bewegung hatten im 16. Jahrhundert zur Verfolgung der Anhänger geführt, die vielen Tausenden Menschen das Leben kostete. Viele mussten ihre Heimat verlassen. Im 16. Jahrhundert wurden die Täufer sowohl von den katholischen wie den evangelischen Landesherren verfolgt.

Viele Mennoniten fanden Zuflucht in den Niederlanden und in Westpreußen, nach dem Dreißigjährigen Krieg auch in Baden, Elsass, Kurpfalz und Mähren. Nach 1683 setzte eine starke Auswanderung in die Vereinigten Staaten ein. Im 18. Jahrhundert gingen viele Mennoniten nach Russland, von wo ein großer Teil nach 1850 wiederum in die USA und nach Kanada auswanderte.

Die Verfolgung der Täufer-Bewegung im 16. Jahrhundert war auch mit lutherischer Theologie gerechtfertigt worden. Für die erlittenen Grausamkeiten bat der Lutherische Weltbund im Juli 2010 die Mennoniten offiziell um Vergebung. Weltweit hat die Freikirche nach eigenen Angaben mehr als eine Million Mitglieder. In Europa gibt es rund 62.000 mennonitische Christen, in Deutschland mehr als 30.000. Die Mennoniten gehören dem Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) in Genf an und sind in Deutschland Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK). (epd, 07.10.2020)