Madagaskar

Menschen auf einer Straße, manche, darunter Frauen, tragen Säcke mit Braunkohle, am 16. Februar 2023 in Ambatolampy (Madagaskar). / © Alexander Brüggemann (KNA)
Menschen auf einer Straße, manche, darunter Frauen, tragen Säcke mit Braunkohle, am 16. Februar 2023 in Ambatolampy (Madagaskar). / © Alexander Brüggemann ( KNA )

Madagaskar im Indischen Ozean ist die viertgrößte Insel der Welt und die größte Afrikas. Auf einer Fläche von 587.000 Quadratkilometern - das entspricht etwa der Fläche Deutschlands und Polens - leben rund 28 Millionen Einwohner. Die meisten von ihnen sprechen Malagasy; die Kolonialsprache Französisch ist zweite Amtssprache.

Madagaskar wurde mutmaßlich erst etwa ab dem Jahr 350 besiedelt. In späterer Zeit nutzten Piraten und Sklavenhändler die Insel als Stützpunkt. Sehr spät, erst Ende des 19. Jahrhunderts, wurde Madagaskar französische Kolonie; die Sprache Malagasy wurde unterdrückt.

Bis zum Beginn der Christianisierung durch britische Missionare 1818 wiesen madagassische Gesellschaften sowohl patriarchale als auch matriarchale Züge auf. So regierten im Königreich der Merina, das ab 1787 die meisten Teile der Insel beherrschte, mehrheitlich Frauen. 1960 erlangte Madagaskar staatliche Unabhängigkeit von Frankreich, das jedoch bis heute kulturell mitprägend ist. Heute gliedert sich der multiethnische Inselstaat in 22 Regionen; dominierend ist das ethnisch eher asiatisch geprägte Hochland.

Madagaskar gehört zu den ärmsten Staaten der Erde; auf dem aktuellen globalen Entwicklungsindex belegt das Land Platz 173 von 191. Die Infrastruktur ist überaltert und schwach; gleichwohl scheint sich seit der Jahrhundertwende die gesundheitliche Lage der Bevölkerung insgesamt leicht zu bessern, so Schätzungen zu Kleinkindersterblichkeit und Lebenserwartung. Das Durchschnittsalter liegt aktuell bei rund 20 Jahren.

Die extreme Artenvielfalt der Insel ist durch fortdauernde Entwaldung, Überbevölkerung und Einflüsse des Klimawandels (Dürren, Zyklone) sehr stark gefährdet. Als ein möglicher politischer Lichtblick galt Anfang 2019 die demokratische Wahl von Andry Rajoelina (48) zum Präsidenten. Allerdings gehören staatliche Misswirtschaft, Korruption und im Hintergrund agierende Eliten zu den Grundproblemen Madagaskars.

Reforminitiativen zielen auf einen Ausbau des Straßen- und Stromnetzes, auf die Landwirtschaft - in der acht von zehn Madagassen tätig sind - sowie auf Bergbau und Tourismus als Devisenbringer. Eine Bestimmung der Religionszugehörigkeit ist kaum möglich, da es auf Madagaskar durchaus üblich ist, zwischen Religionen zu wechseln oder einen Mix etwa aus Christentum und Naturreligionen zu praktizieren.

Wohl eine Mehrheit der Madagassen ist christlich sozialisiert. Die Zahl der Katholiken wird mit 23 bis 32 Prozent angegeben; die von Mitgliedern protestantischer Kirchen oder Pfingstgemeinschaften mit 18 bis 34 Prozent. Daneben gehört ein hoher Prozentsatz traditionellen, animistischen Religionen an. Die Zahlen für die Muslime schwanken zwischen 1,4 und 7 Prozent der Bevölkerung. (KNA)