Lalish ist das spirituelle Zentrum der jesidischen Religion und liegt im kurdischen Gebiet des Nordirak, zwischen Mossul und Dohuk. Für die Gläubigen ist Lalish ein heiliger Ort, den man mindestens einmal im Leben besuchen sollte.
Traditionen
Vor dem Betreten überqueren die Besucher die "Pira Silava", die Brücke der Begrüßung. Hier ziehen die Jesiden ihre Schuhe aus und schreiten barfuß weiter, um die heilige Stätte zu betreten. Nach jesidischer Mythologie gilt Lalish als Paradies, in das die Seelen nach dem Tod eintreten. Trotz mehrfacher Zerstörungen wurde Lalish immer wieder aufgebaut.
In Lalish befinden sich die "Kaniya Sipi", die heiligen Quellen. Das Wasser daraus wird für rituelle Handlungen genutzt, etwa zur Taufe von Kindern oder zur Reinigung, um Krankheiten abzuwehren. Aus heiligem Wasser und Erde formen die Jesiden kleine Kugeln, die "Berat" genannt werden. Sie symbolisieren die Urperle der Welt und jeder Gläubige trägt eine "Berat" stets bei sich. Ein weiterer bedeutender Ort in Lalish ist das Grab von Sheikh Adi. Die Jesiden sehen in ihm eine Inkarnation von Tausi Melek und verehren ihn als Retter ihrer Gemeinschaft nach der Ausrottung im 12. Jahrhundert. Sheikh Adi führte die heutigen Regeln zu Kasten und Ehen in der jesidischen Gemeinschaft ein.
Türschwellen und Engel
In Lalish haben Türschwellen besondere religiöse Bedeutung. Die Jesiden glauben, dass Engel auf den Schwellen verweilen, weshalb sie diese nicht betreten, sondern darüber steigen. So zeigen sie Respekt und Ehrfurcht und markieren den Übergang von der äußeren Welt in das Heiligtum Lalish.