Kriegsverbrechen der Wehrmacht in Italien

Wehrmacht / © Buss (dpa)
Wehrmacht / © Buss ( dpa )

Die Wehrmacht war Teil des nationalsozialistischen Unrechtsregimes. Ihre Führung gab verbrecherische Anweisungen, die gegen das Kriegsvölkerrecht verstießen, obwohl auch Hitler-Deutschland daran vertraglich gebunden war. So erließ das Oberkommando des deutschen Heeres am 16. September 1941 den sogenannten Sühnebefehl: Für jeden aus dem Hinterhalt getöteten Soldaten sind 50 bis 100 Zivilpersonen zu erschießen, ein klarer Bruch der Haager Landkriegsordnung.

Diese Verbrechen wurden in Deutschland nach 1945 lange öffentlich bestritten oder verharmlost. Nur wenige Täter landeten vor Gericht, bis auf zwei Ausnahmen wurde kein Offizier verurteilt. In Italien kamen 1994 Hunderte unerledigter Ermittlungsakten zum Vorschein. Der Fund machte als "Schrank der Schande" Schlagzeilen. Die italienische Militärjustiz führte danach mehrere Strafverfahren gegen noch lebende ehemalige Wehrmachtssoldaten und verurteilte die Angeklagten in Abwesenheit. Deutschland lieferte die Täter nicht aus.

Wenige Monate nach der Landung der Alliierten auf Sizilien im Sommer 1943 hatte sich Italien gegen seinen bisherigen Verbündeten gewendet und Deutschland den Krieg erklärt. Daraufhin besetzte die Wehrmacht den Nordteil des Landes. Das Vorrücken der Amerikaner und Briten ermutigte Partisanen zu Guerillaangriffen im Hinterland. Im Gegenzug verübten Wehrmacht und SS noch auf dem Rückzug wahllos Massaker an der Zivilbevölkerung, zum Teil zusammen mit italienischen Faschisten.

1950 kam es zu einem Geheimabkommen zwischen Bonn und Rom. Die guten Beziehungen der inzwischen demokratisch regierten Länder sollten nicht durch die Beschäftigung mit Kriegsverbrechen belastet werden. Die schon von den Amerikanern mit Hilfe von Augenzeugen erstellten Dokumente verschwanden in der Versenkung.

Erst 2009 setzten die Regierungen Italiens und Deutschlands eine gemischte Historikerkommission ein, die 2012 ihren Abschlussbericht vorlegte. Dokumentiert sind 5.000 Kriegsverbrechen: Bis zu 15.000 Menschen wurden demnach getötet, etwa 30.000 Partisanen fielen oder wurden exekutiert. Im Internet gibt es mehrere Datenbanken, in denen sich nach Orten, Daten und Opferzahl recherchieren lässt. (Quelle: KNA/2.6.2022)