Konzilsdekret "Ad gentes" über die Missionstätigkeit der Kirche

Papst Johannes XXIII. bei einer Ansprache während der ersten Sessio des Zweiten Vatikanischen Konzils im Jahr 1962 im Vatikan. Links neben ihm sitzt Erzbischof Alfredo Ottaviani, Präfekt der Congregatio Sancti Officii (dt. Heilige Kongregation des Heiligen Offizium). / © Ernst Herb (KNA)
Papst Johannes XXIII. bei einer Ansprache während der ersten Sessio des Zweiten Vatikanischen Konzils im Jahr 1962 im Vatikan. Links neben ihm sitzt Erzbischof Alfredo Ottaviani, Präfekt der Congregatio Sancti Officii (dt. Heilige Kongregation des Heiligen Offizium). / © Ernst Herb ( KNA )

"Ad gentes" (AG) ist das Dekret des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) über die Missionstätigkeit der Kirche. Ein Entwurf von 1963 fußte auf sieben vorkonziliaren Fassungen; der Text wurde 1964 erneut umformuliert und von Papst Paul VI. zur Annahme empfohlen. Dennoch beschlossen die Konzilsväter per Abstimmung eine völlige Neubearbeitung, die dann im Oktober 1965 diskutiert und am letzten Beratungstag des Konzils, am 7. Dezember 1965, mit 2.394 zu 5 Stimmen angenommen wurde.

Schon vor dem Konzil war der traditionelle Missionsbegriff auch innerkirchlich in Misskredit geraten. Die kritische Auseinandersetzung mit der Kolonialgeschichte der europäischen Länder und deren Auswirkungen auf die Länder des Südens stürzte die Theorie und Praxis der Mission in eine tiefe Krise.

Mission als innerste Mitte

Im Missionsdekret geht die katholische Kirche einen großen Schritt nach vorn. In "Ad gentes" (Zu den Völkern) wird festgestellt, dass die pilgernde Kirche "ihrem Wesen nach missionarisch" sei. Die bis heute gültige zentrale Aussage des Dokuments ist, dass Mission kein Teilbereich der Kirche, sondern deren innerste Mitte sei. Zugleich wird der beim Konzil erlebbaren Weltkirche Respekt gezollt: Die jungen Kirchen des Südens seien nicht bloß "Außenstellen" der europäischen Kirche, sondern Partner im Glauben.

Wertschätzung wird auch der kulturellen Eigentümlichkeit nichtchristlicher Gesellschaften bekundet. Ausdrücklich heißt es, die von der Kirche verkündete Wahrheit sei den Menschen "nicht fremd", sondern als ein "Ferment der Freiheit" zu verstehen, das sich auch "durch eine Art von verborgener Gegenwart Gottes" in den kulturellen und religiösen Traditionen der Völker finde. Demgemäß steht Mission für ein Zeugnis und einen Dialog, bei dem die Christen nicht nur geben, sondern auch "lernen, was für Reichtümer ... Gott unter den Völkern verteilt" habe.

Quelle: KNA