Kirche auf den Philippinen

Papstmesse zu 500 Jahren Christentum auf den Philippinen / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Papstmesse zu 500 Jahren Christentum auf den Philippinen / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Die Philippinen sind neben dem kleinen Osttimor das einzige asiatische Land mit katholischer Bevölkerungsmehrheit. Etwa 80 Prozent der rund 109 Millionen Philippiner gehören der römisch-katholischen Kirche an; zudem gibt es rund 5 Prozent Muslime. Mehr als 330 Jahre spanischer Kolonialherrschaft haben den katholischen Glauben tief in der Gesellschaft verwurzelt. Der starke Volksglaube widerstand auch dem Versuch einer Protestantisierung nach Übernahme des Archipels durch die USA 1898.

Organisatorisch gliedert sich die Kirche auf den Philippinen in 16 Erzbistümer mit 62 Suffraganbistümern. Das größte Bistum Cebu zählt knapp 4 Millionen Katholiken, gefolgt von den Erzbistümern San Fernando und Manila mit jeweils rund 3,2 Millionen Mitgliedern. Heute wirken auf den Philippinen 131 Bischöfe und mehr als 9.200 Priester; es gibt rund 3.300 Gemeinden.

Stark engagiert ist die philippinische Kirche im Bereich Bildung und Armenfürsorge, wo sie den vielfach fehlenden Sozialstaat ersetzt. Eine große Rolle für das kirchliche Leben spielen auch die Basisgemeinden. Trotz säkularer Verfassung besitzt die Kirche immer noch großen Einfluss auf das politische Leben. Der erfolgreiche Kampf gegen die Marcos-Diktator 1986 ging entscheidend auf ihr Konto.

Wiederholt musste sich die Kirche aber auch dem Vorwurf einer zu großen Nähe zur Macht stellen. Für Empörung sorgte 2011 ein Korruptionsskandal um die frühere Präsidentin Gloria Arroyo, in den mehrere Bischöfe verwickelt waren. Boden verliert die Kirche derzeit im Bereich Familienpolitik und Sexualmoral. Gegen die Mehrheitsmeinung der Bevölkerung stemmte sie sich 2012 vergeblich gegen ein Reproduktionsgesetz, das unter anderem eine staatliche Verteilung von Verhütungsmitteln vorsieht.

Im vergangenen Jahr begingen die Philippinen den 500. Jahrestag ihrer Christianisierung. Am 16. März 1521 betrat der portugiesische Weltumsegler Ferdinand Magellan auf der Insel Samar als erster Europäer philippinischen Boden; kurz drauf wurde dort der erste Gottesdienst gefeiert. Die große landesweite Feier des Jubiläums wurde wegen der Corona-Krise auf April 2022 verschoben. Ihren Namen erhielten die Philippinen von dem Entdecker Ruy Lopez de Villalobos, der 1543 die Inseln zu Ehren von König Philipp II. von Spanien "Las Islas Filipinas" nannte. (kna, 09.05.2022)

Größte Bedeutung misst der Vatikan der philippinischen Kirche für die Evangelisierung Asiens bei. Aus dem ganzen Kontinent kommen angehende Kirchenmitarbeiter zum Studium ins Land und kehren als Missionare zurück. Trotz säkularer Verfassung besitzt die katholische Kirche starken Einfluss auf das politische Leben. Der erfolgreiche Kampf gegen die Marcos-Diktator 1986 ging entscheidend auf ihr Konto. Im Konflikt mit den islamischen Separatisten auf der Insel Mindanao erfüllt sie für die Regierung eine wichtige Vermittlerrolle.