Keine Gedenkmessen in Hongkong zum Tiananmen-Massaker von 1989

Graffiti: Free Hongkong / © Jae C. Hong / AP (dpa)
Graffiti: Free Hongkong / © Jae C. Hong / AP ( dpa )

Hongkongs katholische Kirche wird in diesem Jahr keine Gottesdienste zum Gedenken an die Opfer des Massakers auf dem Platz des Himmlischen Friedens vom 4. Juni 1989 feiern. Die Kommission für Gerechtigkeit und Frieden des Bistums Hongkong habe als Begründung Befürchtungen wegen des von Peking auferlegten nationalen Sicherheitsgesetzes genannt, zitiert das unabhängige Nachrichtenportal Hong Kong Free Press (Dienstag) aus einer Mitteilung des Bistums.

"Nach katholischem Glauben kann es unterschiedliche Formen von Gedenken an Verstorbene geben. Die Feier von Gottesdiensten ist eines; aber auch das Gebet im Privaten oder in kleinen Gruppen ist sehr sinnvoll", so die Erklärung. Traditionell wurden am Jahrestag der Niederschlagung der chinesischen Demokratiebewegung am 4. Juni 1989 auf dem Pekinger Platz des Himmlischen Friedens (Tiananmen) in mehreren katholischen Kirchen Hongkongs Gedenkgottesdienste gefeiert.

Die chinesische Sonderverwaltungszone war neben Macao der einzige Ort in China, an dem offen über das Massaker gesprochen werden konnte und zum Jahrestag Kerzenlicht-Mahnwachen und Gottesdienste gefeiert wurden. Seit Inkraftreten des Sicherheitsgesetzes von Ende Juni 2020 kann dies in Hongkong nicht mehr stattfinden. Offiziell hatten die Behörden das Verbot mit dem Kampf gegen Corona begründet. Hongkongs Regierung ließ aber auch an der eigenen Universität das Denkmal für die Opfer der Volksarmee abreißen und das dem Aufstand gewidmete Museum schließen. Die Regierung der Sonderverwaltungszone Macao hatte im Mai 2021 die Gedenkfeiern zum 4. Juni verboten.

2021 hatten noch sieben katholische Kirchen in Hongkong gewagt, Gedenkgottesdienste zu feiern. In der Nähe der Kirchen hatten pro-chinesische Aktivisten die Kirche auf Transparenten als "bösartigen Kult" beschimpft und den pekingkritischen emeritierten Kardinal Joseph Zen als gehörnten Teufel dargestellt.

Die "Hong Kong Alliance in Support of Patriotic Democratic Movements of China" als Organisatorin der Mahnwachen löste sich im September 2021 auf chinesischen Druck hin auf. Mehrere Mitglieder der Allianz sowie Unterstützer und Teilnehmer der Mahnwachen wie der katholische Verleger Jimmy Lai wurden verhaftet. (KNA, 24.05.2022)