Jüdischer Trauer- und Fastentag

Jüdischer Friedhof in Krakau / © Harald Oppitz (KNA)
Jüdischer Friedhof in Krakau / © Harald Oppitz ( KNA )

Der Trauertag "Tischa beAv" ist ein Gedenktag, ein Fastentag. Erinnert wird an die zweimalige Zerstörung des jüdischen Tempels. Zunächst zerstörten ihn die Babylonier im 6. Jahrhundert v. Chr., 70 n. Chr. wurde er durch die Römer erneut beschädigt.

Der Trauertag hat für die Juden eine wesentliche Bedeutung, deshalb begehen sie ihn mit zahlreichen Traditionen wie zum Beispiel, sich untereinander nicht überfreundlich, sondern lediglich auf ruhige Art und Weise zu grüßen.

Hintergrund

Die jüdische Geschichte überliefert fünf wesentliche Ereignisse, die am neunten Tag des Monats Aw passierten. Dem jüdischen Volk ist vor dem Zug in die Wüste am neunten Aw verkündet worden, dass sie vierzig Jahre durch die Wüste ziehen werden. Dazu kommen die Zerstörung des ersten und des zweiten Tempels, die endgültige Niederlage des Bar-Kochba-Aufstandes und dass Jerusalem verloren gegangen ist.

Orthodoxe Menschen halten diesen Fastentag sehr streng ein, essen und trinken 25 Stunden nichts. Erst danach kehrt man zum normalen Leben zurück.

Verhaltensregeln

Für die Tage der Trauerzeit gelten Verhaltensregeln wie beispielsweise, dass man keine besonderen Feste feiern, keine Hochzeiten ansetzen oder keine neue Wohnung beziehen soll, weil man sich auf die Erinnerung an diese traurigen Begebenheiten in der jüdischen Geschichte konzentrieren soll. Es ist eine Zeit des Unheils für das jüdische Volk. Fröhliche Musik ist nicht erlaubt, man soll auf Wein und Fleisch verzichten (außer am Sabbat) und sich nicht die Haare schneiden. Auch gefährliche oder risikoreiche Unternehmungen sollten vermieden werden.

Liturgie

In erweiterten Gottesdiensten in den Synagogen werden Trauergesänge gesungen und miteinander Trauerpsalmen rezitiert. Einen Teil der Trauerarbeit nimmt jedoch jeder für sich vor. Im Judentum ist es ansonsten üblich, möglichst in der Gemeinschaft zu beten, sich zu freuen oder zu trauern.

Im Judentum ist das Ei ein Symbol für etwas Trauriges. Am "Tischa beAv" wird es in Asche getaucht verzehrt wie auch an anderen Feiertagen. Es erinnert an den Kreislauf des Lebens und wird mit Brot und Wasser als letzte Mahlzeit vor dem Fastentag zu sich genommen. Dabei werden die Zerstörung der Tempel und die traurigen Momente in der Geschichte des jüdischen Volkes erinnert.

(dr/Stand: 01.08.17)